Galileo-Zentrale wird in Prag eröffnet

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Prag wird an diesem Donnerstag Zentrum der Satellitennavigation in Europa. Nach sechs Jahren Vorbereitung zieht die europäische Zentrale des so genannten Galileo-Systems aus Brüssel an die Moldau.

Eröffnung der Galileo-Zentrale  (Foto: ČTK)
Galileo ist der Name des europäischen Satellitennavigationssystems. Es soll weltweit Daten zur genauen Positionsbestimmung liefern und ähnelt im Aufbau dem US-amerikanischen Navstar-GPS und dem russischen Glonass-System. Es ist das erste Projekt, das gemeinsam von der Europäischen Union und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) durchgeführt wird. Das System soll bis 2015 in Betrieb genommen werden und sich auf 30 Satelliten stützen. Im Moment befinden sich erst zwei Satelliten in der Umlaufbahn, weitere zwei sollen Anfang Oktober ins All geschossen werden. Die Hauptaufgabe der neugegründeten Zentrale in Prag ist es, die Entstehung des Galileo-Programms zu koordinieren. Die Aufgaben des Galileo-Programms, das ursprünglich für zivile Zwecke konzipiert wurde, nennt Karel Dobeš, der tschechische Regierungsbeauftragte für das Navigationssystem Galileo:

Karel Dobeš
„Galileo bietet fünf Dienste. Einer davon ist die Nutzung für Sicherheitszwecke, also etwas Ähnliches wie das ursprünglich militärische GPS-System. Dieser Dienst ist genau, kann nicht gestört werden, ist chiffriert und kann nur von EU-Mitgliedsstaaten genutzt werden. Des Weiteren gibt es den kommerziellen Dienst. Dann gibt es zum Beispiel den Dienst Safety-of-Life, der speziell für Flugzeuglandungen dient, und weitere zwei Sachen.“

Die Tschechische Republik hatte zusammen mit elf Staaten um den Sitz der Galileo-Zentrale gekämpft. Karel Dobeš betont, dass es dabei aber nicht nur um das Prestige gegangen sei:

Galileo-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen  (Foto: DLR)
„Wäre Galileo nur eine Sache des Prestiges, würden sich nicht Staaten wie Deutschland, Frankreich und Italien darum bewerben. Es bedeutet aber vor allem einen großen Beitrag für die Wirtschaft des Landes, weil es die Firmen motiviert, im Bereich der Weltraumtechnologie zu arbeiten. So wird zum Beispiel angenommen, dass in Oberpfaffenhofen bei München, wo eines der Galileo-Kontrollzentren sitzt, innerhalb eines Jahres 30 neue Kleinfirmen in diesem Bereich entstehen.“

Für seine Bewerbung konnte Tschechien die Unterstützung von 22 EU-Mitgliedsländern gewinnen. Was hat für Prag entschieden?

„Meiner Meinung nach war es die Kontinuität seit 2006. Alle Regierungen hatten begriffen, welche Bedeutung Galileo hat und haben ihrer Bewerbung Priorität eingeräumt. Die EU hat aber gesehen, wie ernst wir unser Interesse meinen. Es ist uns in Rekordzeit gelungen, der Europäischen Weltraumorganisation beizutreten, und die tschechische Industrie hat sich sofort an den ESA-Projekten beteiligt. Es war zu sehen, dass wir die Bewerbung nicht nur für unser Image gestellt haben.“

Wie der tschechische Regierungsbeauftragte für das Galileo-System betont, greift die Weltraumtechnologie heute in alle Bereiche des Lebens ein. Wolle die tschechische Industrie weltweit Schritt halten, müsse sie sich auf diesem Feld entwickeln:

„Es gibt drei Säulen. Die erste Säule ist die Positionsbestimmung. Zum Beispiel Verkehrsmittel, Güter – man muss wissen, wo sich was im gegebenen Zeitpunkt befindet. Die zweite Säule ist die Beobachtung der Erde. Man braucht digitale Karten, digitale Modelle, die heute von Satelliten geliefert werden. Und die dritte Säule ist die Kommunikation. Gab es früher die Zeit der Kohle oder die Zeit des Erdöls, so herrscht heute die Zeit des Satellitennavigationssignals.“