GASK – zweitgrößte Galerie Tschechiens in Kutná Hora eröffnet

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Anfang Mai ist in Kutná Hora – zu Deutsch Kuttenberg - die Mittelböhmische Galerie eröffnet worden. Auf über 3000 Quadratmetern will ein junges Team von Kuratoren und Kunstvermittlern Kunst mit Bezug zur Gegenwart zeigen. Radio Prag hat sich vor Ort ein Bild gemacht.

Acht Jahre lang wurde gearbeitet im ehemaligen Jesuitenkolleg und eine lange Zeit war nicht klar, wie das barocke Gebäude nach seiner aufwändigen Renovierung genutzt werden soll. Schließlich hat die GASK dort ihre neue Heimat gefunden. GASK steht für „Galerie Středočeského kraje“, also Galerie des Mittelböhmischen Kreises. Chefkurator Ondřej Chrobák erklärt das Konzept der Galerie:



„Wir konzentrieren uns auf aktuelle Kunst. Das heißt aber nicht unbedingt zeitgenössische Kunst. Wir wollen, dass alle Ausstellungen und das Begleitprogramm dazu zeitgenössisch sind. Aber nicht zeitgenössisch im Bezug auf ihr Entstehungsdatum, sondern dadurch, dass sie auf den zeitgenössischen Diskurs verweisen, einen künstlerischen oder einen kunsthistorischen. Aber auch dem gesellschaftlichen Diskurs weichen wir nicht aus.“

Ein Beispiel für einen derartigen kunstgeschichtlichen Diskurs ist die Präsentation jener illuminierten Handschrift, die den Kuttenberger Silberbergbau zeigt. Ende des vergangenen Jahres hatte sie der Landkreis Mittelböhmen in London ersteigert. Nun wird sie erstmals einer breiteren Öffentlichkeit gezeigt.

Außerdem zu sehen in der GASK ist unter dem Titel 1-2-3 die Dauerausstellung von Werken aus der Sammlung der Galerie. Die Sammlung ist seit den 1960er-Jahren kontinuierlich gewachsen und gibt einen Überblick über die heimische Kunst der vergangenen 50 Jahre. Bisher konnte sie mangels geeigneter Räumlichkeiten nie im Rahmen einer großen Ausstellung gezeigt werden.

Emil-Filla-Sammlung
„Daher habe ich mich entschlossen, den Besuchern die Geschichte dieser Sammlung näher zu bringen. Ich wollte nicht nur ein paar Highlights herausgreifen, sondern den Leuten zeigen, was alles in dieser Sammlung zu finden ist. Das sage ich natürlich mit ein wenig Übertreibung“, erläutert die Kuratorin Marie Bergmanová.

Denn alle Werke von den liberalen Sechzigern über die stark reglementierten Siebziger und Achtziger bis zum neuen Aufbruch der Nach-Wende-Zeit zu zeigen, ist selbst in den weitläufigen Räumen der mittelböhmischen Galerie nicht möglich. Deshalb soll alle zwei Jahre rund ein Drittel der Ausstellung neu aufgestellt werden. Neben der Dauerausstellung ist in der GASK auch Platz für Wechselausstellungen. Bis 19. September ist eine Auswahl von Werken aus der Sammlung „Kontakt“ der „Erste Bank“ zu sehen, die den Kontext von Werken aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks und zeitgenössischer Kunst aus Österreich skizziert.

„Diese Sammlung ist ungefähr vor fünf, sechs Jahren entstanden. Das war eine Initiative von Österreich. Einige Kunsthistoriker haben sich gedacht, dass es nötig ist, noch einige Spitzenwerke der Kunst der 1960er- und 1970er-Jahre anzukaufen, die von den Galerien in den osteuropäischen Ländern nie angekauft wurden und die zusammen eine schöne Sammlung schaffen können“, so Kurator Jiří Ševčík im Gespräch mit Radio Prag.