Gaswolke über Pardubice: Einwohner beunruhigt von Explosionen bei Synthesia

Foto: Lenka Stejskalová/ČTK

Die extrem heißen Temperaturen dieser Tage haben mitunter schwerwiegende Folgen. Dazu zählen Waldbrände oder Ernteausfälle. Eine giftige orangefarbene Wolke aus Nitrosegas ist dagegen eher ungewöhnlich. Nicht jedoch für die Einwohner im ostböhmischen Pardubice: Hier hat sich eine solche Gaswolke in den letzten zwei Jahren gleich dreimal gezeigt. Hervorgerufen wurde sie durch Explosionen eines Kessels in der Chemie- und Sprengstoff-Fabrik Synthesia. Vermutlich wegen Überhitzung der Kessel.

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Montagnacht und Dienstagnachmittag heulte das Martinshorn der Feuerwehr in Pardubice gleich mehrfach. Die Feuerwehr musste jedoch in beiden Fällen keinen Brand löschen, sondern überhitzte Kessel in der Firma Synthesia kühlen. Durch die anhaltende Hitze sei es in den Tanks zu chemischen Reaktionen gekommen, in deren Folge Nitrosegase entwichen seien, so die Sprecherin des Unternehmens, Jaroslava Doležalová:

„Durch das Entweichen des Gases haben sich Dichtungen gelöst. Das wiederum hat zur jeweiligen Explosion geführt. Es ist aber keine Explosion im klassischen Sinn des Wortes.“

Diese Information aber hat die Einwohner von Pardubice und Umgebung kaum beruhigt. Zunächst war nämlich nicht klar, ob die Gaswolke gefährlich ist. Für den ehemaligen Mitarbeiter von Synthesia, den Chemiker Miloslav Slezák, bestand daran jedoch kein Zweifel:

„Das ist ein gefährliches Gas, weil es Säure enthält. Diese kann zu Verätzungen der Schleimhäute führen.“

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Die Behörden riefen die 90 000 Einwohner der ostböhmischen Stadt daher auf, ihre Häuser nicht zu verlassen und die Fenster geschlossen zu halten. Zum Glück hat sich die Gaswolke jedes Mal relativ schnell in der Luft aufgelöst, so dass die Bürgermeisterin der Stadt, Štěpánka Fraňková, schon am Dienstagabend verkünden konnte:

„Uns wurden keine gesundheitlichen Problemfälle gemeldet. Wir haben auch keine Informationen darüber, dass jemand wegen akuter Beschwerden das Kreiskrankenhaus in Pardubice aufsuchen musste.“

Dennoch bleibt die Frage offen, weshalb die Fälle solcher Gasexplosionen in der Chemiefabrik Synthesia gerade bei hohen Temperaturen zuletzt mehrfach auftraten. Das erste Mal im Juli 2010 und nun gleich zweimal innerhalb von 35 Stunden. Den Angaben der Firma zufolge seien die Kontrollen für die Überwachung der Kesseltemperatur vorschriftsmäßig durchgeführt worden.

Nichtsdestotrotz wurde die Produktion von Nitrozellulose aus Sicherheitsgründen vorerst gestoppt. Und für die Zukunft plane man, so Firmendirektor Daniel Kurucz, die Tanks unter der Erde zu lagern. Ob das die Firma aber vor weiteren Konsequenzen bewahren wird, bleibt abzuwarten. Denn die tschechische Umweltinspektion hat bereits umfangreiche Untersuchungen angekündigt. Martin Baranyai, der Vertreter der Zweigstelle in Hradec Králové:

„Wenn es zu einer Verletzung der entsprechenden Vorschriften gekommen ist, dann wird gegen die Firma ein Verwaltungsverfahren eingeleitet. Dabei würden die erforderlichen Maßnahmen wie auch Sanktionen festgelegt.“

Die Einwohner von Pardubice hoffen indes mehr denn je, dass aus den drei Gasexplosionen der letzten Zeit endlich die richtigen Lehren gezogen werden.