Gedenkfeier in Lidice

Lidice

Im mittelböhmischen Dorf Lidice wurde heute Vormittag der Tragödie vor 60 Jahren gedacht. Als Vergeltungsakt für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich wurde dieses Dorf am 10. Juni 1942 dem Boden gleichgemacht, seine Männer erschossen und Frauen und Kinder in KZs verschleppt. Für Radio Prag war Katrin Bock bei der Gedenkfeier zugegen, mit der Markéta Maurová telephonisch gesprochen hat.

Ende der 80er Jahre wurde in Lidice ein Beton-Mahnmal errichtet, das nie fertiggestellt wurde; im Laufe der 90er Jahre wurde der dortige Rosengarten vernichtet. Wie sieht es dort heute aus, ist es ein würdiger Gedenkort?

"Die Regierung hat es wirklich geschafft, ihr Versprechen zu halten, das Beton-Monstrum ist verschwunden. Im Anschluss an die Gedenkfeier fand die Eröffnung des neuen Rosenparks statt, wobei man sagen muss, dass die einige Hundert Rosen vor allen Dingen von deutschen Jugendlichen gepflanzt worden sind. Kulturminister Pavel Dostal hat in seiner kurzen Ansprache hervorgehoben, dass es der Regierung eigentlich als erster Regierung nach 1989 gelungen ist, Lidice wieder sein... oder ein neues Aussehen zu geben und damit auch die kommunistischen Spuren hier zu verwischen, und Lidice wieder ein würdiges Aussehen zu verleihen."

Wie verlief die heutige Gedenkfeier? Wer hat daran teilgenommen?

"Man muss sagen, dass heute hier sehr heißes, sommerliches Wetter war, und ich weiß nicht, ob es an dem Wetter lag oder an den Wahlen, aber die Beteiligung von der Bevölkerung war meiner Meinung nach eher gering. Dagegen war fast die gesamte Regierung hier, sehr viele Botschafter und sehr viele Vertreter und Jugendgruppen aus Deutschland. Reden haben sowohl der Senatsvorsitzende Petr Pithart als auch Regierungschef Milos Zeman und einige Minister gehalten."

Der scheidende Premier Milos Zeman hielt in Lidice seine wohl letzte Rede als Spitzenpolitiker. Wovon hat er gesprochen, hat er sich der Lidice-Tragödie gewidmet oder aber war es auch eine Art Abschiedsrede?

"Premier Milos Zeman ist vor allen Dingen auf die Lidice-Tragödie und auf die gesamte Zeit der Okkupation eingegangen. In seiner Rede warnte er u.a. vor neuen Kollaborateuren in neuen Zeiten und betonte das Verhalten einiger Tschechen während des Krieges, die Widerstand leisteten, und hob hervor, dass so etwas immer gültig ist, um eine freie, demokratische Tschechische Republik zu erhalten."

Soweit Katrin Bock aus Lidice. In einer Reaktion auf eine Delegation der Republikaner, die mit ihren Transparenten die Gedenkfeier besuchten, verurteilte Premier Milos Zeman jeden Versuch, Lidice politisch auszunutzen.