Gedenkveranstaltung für Ruzena Vackova

Eine Gedenkversammlung wurde am Montag in der Aula der Prager Karlsuniversität veranstaltet. Man gedachte des 100. Geburtstags Ruzena Vackovas. Ein kleines Porträt dieser Persönlichkeit bringt Markéta Maurová.

Eine bedeutende Wissenschaftlerin, die zweite Frau in der Geschichte, die zur Professorin der Karlsuniversität in Prag ernannt wurde, aber vor allem eine Frau, deren ethische Standpunkte mit zwei totalitären Regimes des 20. Jahrhunderts konfrontiert wurden. Mit diesen Worten könnte man Ruzena Vackova charakterisieren.

Vackova wurde am 23. April 1901 in Velke Mezirici in Mähren geboren. Sie studierte an der Prager Universität, wo sie später als Professorin im Bereich der klassischen Archäologie und Kunstgeschichte wirkte. Als Christin stand sie mit führenden katholischen, aber auch mit linksorientierten Intellektuellen in der Tschechoslowakei in engem Kontakt. 1939 schloss sich Vackova der Widerstandsbewegung gegen Nazismus an. Im Februar 1945 wurde sie eines Hochverrats angeklagt und zur Todesstrafe verurteilt. Anstatt der Hinrichtung kam jedoch bald die Befreiung des Landes.

Am 25. Februar 1948, als die Kommunisten die Macht im Lande übernahmen, beteiligte sich Ruzena Vackova als einzige von den Universitätspädagogen am Protestumzug der Studenten auf die Prager Burg. Vier Jahre später wurde sie zu 22 Jahren Freiheitsentzug verurteilt, und zwar auf Grund einer ausgeklügelten Anklage wegen "Spionage und Vorbereitung eines Hochverrats." Im Kerker verfasste sie eine Reihe von Briefen, die 1994 von Marie Valterova herausgegeben wurden.

"Die Briefe aus dem Gefängnis stammen aus den Jahren 1952 bis 1967, d.h. aus der gesamten Zeit, in der Ruzena Vackova in Haft gehalten wurde. Ich habe sie in drei Teile gegliedert: Briefe an ihre Neffen, Briefe an die Schwester und Briefe an Ruzenas Vater. Im dritten Teil finden wir die schwerwiegendsten Briefe, die bezeugen, was Vackova unmittelbar nach ihrer Einkerkerung im kommunistischen Gefängnis und in der Zeit erlebte, in der sie als eine der Angeklagten am Gerichtsverfahren gegen Otto Madr teilnahm."

1977, als die Charta 77 entstand, betätigte sich Vackova trotz ihres Alters und ihrer Erfahrungen aus dem nazistischen und kommunistischen Gefängnis erneut als Dissidentin. Ruzena Vackova starb kurz vor Weihnachten 1982. Zehn Jahre später wurde sie mit dem Masaryk-Orden und der goldenen Medaille der Karlsuniversität in memoriam ausgezeichnet.