Gegen gängige Vorstellungen – erster Deutsch-Tschechischer Journalistenpreis
Die tschechisch-deutschen Beziehungen werden nicht nur von Politikern gestaltet und von den vielen Menschen, die sich grenzübergreifend begegnen – sondern auch von Journalisten. Am Sonntag sind einige von ihnen für ihre vorbildliche Arbeit belohnt worden. Denn erstmals wurde der Deutsch-Tschechische Journalistenpreis vergeben. Überreicht wurde er auf der alternativen Theaterbühne Studio hrdinů in Prag.
„Alle Medien haben darüber berichtet, wie die Welle von Migranten über die sogenannte Balkanroute nach Europa rollt. Aus tschechischer Sicht endeten alle Geschichten aber plötzlich an der österreichisch-bayerischen Grenze. Ich habe mir daher die Frage gestellt: Und was passiert jetzt mit den Hunderttausenden, deren Ziel Deutschland ist? Also bin ich hingefahren und habe mir ein Bild gemacht“, so Vojtěch Berger.
„Ziel Deutschland“ ist ein Radio- und Internet-Projekt. Vojtěch Berger erhielt den Preis daher im Bereich „tschechischsprachiger Multimedia-Beitrag“.
Insgesamt in drei Bereichen wurde der neue Deutsch-Tschechische Journalistenpreis ausgeschrieben: Text, Audio und eben Multimedia. Dazu kam ein Sonderpreis „Milena Jesenská“ für besonders engagierte Beiträge. Alle Preise wurden doppelt vergeben: einmal für tschechischsprachige und einmal für deutschsprachige Beiträge.
Im Bereich deutscher Text konnte Corinna Anton die Fachjury überzeugen. Ihre Reportage spielt im Erzgebirge – in Vejprty und Bärenstein. Mitten durch diesen Doppelort führt die tschechisch-deutsche Grenze. Doch verbindet diese Grenze, oder trennt sie?„Im Prinzip ist es immer noch mehr eine trennende Grenze. Sie ist zwar offen, man fährt zum Einkaufen hinüber. Ansonsten liegt es aber an den privaten Initiativen, ob es beispielsweise Vereinspartnerschaften gibt. Man macht zwar einiges zusammen, aber der Ort ist – glaube ich – nicht zusammengewachsen“, sagt Corinna Anton.
Ihre Reportage „Die Brücke am Pöhlbach“ ist in der „Prager Zeitung“ erschienen. Doch diese Wochenzeitung gibt es nicht mehr, aus finanziellen Gründen wurde das Erscheinen zu Ende Dezember eingestellt. Deswegen sagt die Autorin:
„Ich freue mich sehr über diesen Preis. Aber ich bin auch traurig, dass wir nicht weitermachen können, obwohl es immer noch sinnvoll und wichtig wäre.“
Ausgelobt wurde der Journalistenpreis vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Tomáš Jelinek ist Geschäftsführer des Fonds:„Wir waren sehr zufrieden mit dem Interesse. Es wurden über 90 Beiträge eingereicht, und sie kamen von den wichtigsten Medien in allen Kategorien.“
Eine Ausnahme waren die deutschsprachigen Printmedien. Da sei nicht die erhoffte Breite erreicht worden, sagt Jelínek:
„Es hat sich gezeigt, dass in den deutschen Printmedien immer seltener jenseits der gängigen Schemata über Tschechien berichtet wird.“
Das zu ändern, ist eine der Aufgaben für die Zukunft. Der nächste Check kommt schon bald, denn der Deutsch-Tschechische Journalistenpreis soll ab jetzt jährlich vergeben werden.