Geheimnisvoller Tod: Rock-Rebell Jiří Schelinger wäre 70 geworden
Er war einer der wenigen richtigen Rockstars in der kommunistischen Tschechoslowakei: Jiří Schelinger. Vor 40 Jahren kam er auf geheimnisvolle Weise ums Leben.
Jiří Schelinger bekam das Talent bereits in die Wiege gelegt. Seine raue Stimme prädestinierte ihn für die Rockmusik. Zudem galt er als Rebell und tschechischer Mick Jagger. Mit seiner blonden Mähne und den sinnlichen Lippen wurde er von den Frauen umschwärmt.
Ursprünglich machte Schelinger eine Ausbildung zum Installateur, doch diese schloss er nicht ab. Als im August 1968 die Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei einmarschierten und die Reformbewegung „Prager Frühling“ niederwalzten, war der junge Musiker 17 Jahre alt. Er und seine Kumpels wurden verhaftet, weil sie Protestplakate aufgehängt hatten.
Seinen ersten Hit landete Schelinger 1972. Damals sang er in der Band „Farao“, deren Frontmann Karel Šíp (75) war. Bis heute ist der Song „Holubí dům“ (Taubenhaus) aus dieser Zeit einer der beliebtesten überhaupt von Jiří Schelinger.
Wenig später angelte sich František Ringo Čech (77) den Sänger. Mit dessen Band nahm Schelinger mehrere Alben auf. Allerdings begannen sich der Bandleader und der Sänger über den Musikstil zu streiten. Schelinger wollte einen härteren Sound und dachte an Heavy Metal. Damit dies aber bei den kommunistischen Sittenwächtern durchging, musste er in Schlagersendungen auftreten. Man ging zudem auf Tour durch die Sowjetunion sowie durch Polen, wo man für Smokie die Show eröffnete.
Der Traum von Heavy-Metal-Musik
Doch die neostalinistische Atmosphäre in der Tschechoslowakei der 1970er Jahre war schlecht für Heavy-Metal-Musik. Daher schrieb Schelinger seine Songs für die Schublade. Doch es gärte in ihm, er gab sich rebellisch, griff zum Alkohol und war gewalttätig. 1980 befand sich der Sänger auf dem Zenit seines künstlerischen Schaffens und hatte sich damit abgefunden, ab und zu für jene Musik, die er liebte, irgendwelchen Unsinn abliefern zu müssen.
Im April 1981 fuhr Schelinger nach Bratislava – aber sollte nicht mehr von dort zurückkommen. Die offizielle Version seines Todes lautete damals, dass sich der Sänger und ein weiterer Mann zu einem Sprung von einer Brücke in der Stadt in die aufgewühlten Fluten der Donau angestachelt hatten. Die Angehörigen von Jiří Schelinger vermuten hinter dem Tod jedoch die Staatssicherheit StB, schließlich galt der Sänger als unbequem. In einer weiteren Version heißt es daher, dass sich an jenem Abend ein Unbekannter, der von der StB geschickt war, in einem Restaurant Schelinger und seinem Begleiter anschloss. Dieser Mann soll dann den Rockmusiker in den Tod getrieben haben.
Der Leichnam des Sängers wurde erst einen Monat später im Wasser gefunden, aber keiner der Angehörigen wurde zur Identifizierung gerufen. Was in der Nacht damals wirklich geschah, wird wohl für immer verborgen bleiben. Mit dem Sprung von der Brücke endete am 13. April 1981 das Leben des Rock-Rebellen Jiří Schelinger.
Damals sollte das Album „Zemětřesení“ (Erdbeben) herauskommen. Ein großer Wurf war geplant. Letztlich erschien die Platte erst posthum im Jahr 1993. Vorvergangenes Jahr gab es dazu einen Nachfolger mit den restlichen noch nicht veröffentlichen Songs, die Schelinger noch vor seinem Tod geschrieben und eingespielt hat.