Geister im Morgengrauen: die Karlsbrücke feiert 650 Jahre
Prag hat Touristensorgen - die Zahl der ausländischen Besucher ist rückläufig. Vor allem ein Ereignis ist aber in den nächsten Wochen geeignet, wieder scharenweise Ausflügler und Kulturtouristen in die Moldaumetropole zu locken: Die Karlsbrücke hat Geburtstag! Am 9. Juli werden genau 650 Jahre seit der Grundsteinlegung durch Kaiser Karl IV. vergangen sein. Das muss natürlich gefeiert werden. Wie, das haben die Organisatoren nun verraten.
Historisch soll es zugehen, passend zu dem historischen Ereignis. Alles, was sich in sechseinhalb Jahrhunderten an Geschichte und Geschichten, an Sagen und Legenden um Brücke angesammelt hat, kommt zum Gratulieren - der Karlsbrücken-Wassermann Herr Josef ebenso wie der kopflose Templer, Brücken-Herold Brunsvik oder der eiserne Mann aus der Plattnergasse. Romantisch, phantasievoll und dem Genius loci des alten Prag entsprechend wolle man die Feiern gestalten, sagt Chef-Organisator Zdenek Bergman. Auch die Statuen der Karlsbrücke, die ja auch als Europas schönste Freiluft-Galerie gilt, werden jeweils lebendige Gegenstücke erhalten. Dazu kommen Mittelalter-Markt, Tanz und Fechtvorstellungen. Es gibt also noch mehr zu gucken als sowieso schon auf Prags schönstem Bauwerk. Wer dabei sein will, der muss allerdings früh aufstehen: den Höhepunkt erreichen die Feiern schon eine Minute nach halb sechs Uhr morgens, denn genau zu dieser Minute hat Kaiser Karl IV. vor 650 Jahren den Grundstein zu der Brücke gelegt. Die magische Zahlenpyramide - 1357, 9.7. 5 Uhr 31, also die ungeraden Zahlen aufsteigend von der 1 bis zur 9 und wieder zurück - dieser magische Moment also sollte der Brücke Festigkeit und Bestand verleihen - offensichtlich ein gutes Rezept. Ganz auf die Magie möchte sich der Magistrat aber nicht verlassen. Die Feiern sind für lange Jahre die letzte Gelegenheit die Brücke in voller Pracht und ohne Gerüste zu sehen, danach wird eine umfassende Restaurierung in Angriff genommen.
Foto: Stepanka Budkova