Geld mit Biss

0:00
/
0:00

Es gibt in Tschechien noch immer die Krone als Zahlungsmittel. Und zwar in Banknoten und Münzen, wie in jedem anderen Land der Welt auch. Banknoten gibt es in sieben verschiedenen Wertigkeiten, von 50-Kronen-Scheinen bis hin zu 5000er-Scheinen.

Die Tschechen sind stolz auf ihre gute alte Krone. Zumal in wirtschaftlichen Krisenzeiten, in denen der wesentlich jüngere Euro schon recht alt aussieht. Und trotzdem pflegen die Tschechen im alltäglichen Leben eine sonderbare Skepsis gegenüber ihrem eigenen Zahlungsmittel. Oder etwa gegenüber sich selbst? Es sind zwei Dinge, die einem in diesem Land immer wieder passieren, wenn man sich in das Abenteuer Einkaufen stürzt.

Man kauft ein Baguette und einen Kaffee für 60 Kronen und hält dem Verkäufer einen 500-Kronen-Schein hin. „Haben Sie es nicht kleiner?“ Diese Frage hört man immer wieder. Reicht man Verkäufern sogar einen 1000-Kronen-Schein hin (umgerechnet rund 40 Euro), dann heißt es nicht selten empört: „Ne, also das geht nicht!“. Man zieht als Bittsteller unverrichteter Dinge wieder ab. Das hat zur Folge, dass ich an Ladentischen oft genug mit einer fast unterwürfigen Haltung und einer Entschuldigung auf den Lippen stehe. Dann nämlich, wenn ich einen Schein aus meinem Portemonnaie ziehen muss, der mehr als 100 Kronen wert ist. Bei Vietnamesischen Verkäufern gibt es dieses Problem merkwürdigerweise kaum.

Ist es das Wissen um die Schlechtigkeit des Menschen, oder des tschechischen Menschen? Steht dahinter die Vermutung, dass vor allem große Scheine gefälscht sein könnten?

Die andere Sache: Ist eine Banknote ein wenig ungebügelt oder an einer Ecke sogar leicht eingerissen, heißt es in der Regel: „Den nehmen wir nicht an.“ Bei all dieses Ablehnungen natürlich kein Wort der Entschuldigung. Kein Wunder, ich bin ja schließlich der, der etwas will.

Ist es das Verkäufer-Misstrauen gegenüber Mitmenschen, Banken und anderen Institutionen, die einem ja möglicherweise den knittrigen Schein auch nicht abkaufen wollen?

Eine Antwort weiß ich nicht. Aber ich weiß: Wenn beim nächsten Einkauf der Händler auf die 50-Kronen-Münze beißt, die ich ihm über den Ladentisch hinschiebe – ich würde schmunzeln. Aus der Fassung bringen würde es mich nicht mehr.