"Genosse Gottwald hat viel geleistet" - Prager Kommunisten ehren den tschechoslowakischen Repräsentanten der Stalin-Ära

J.V Stalin und K. Gottwald

Wenn auf einem Friedhof unheimliche Dinge vor sich gehen, sind nicht immer die Toten daran schuld. Dies bewiesen am Mittwoch knapp hundert kommunistische Aktivisten, die auf dem Wolschaner Friedhof in Prag zu einer Gedenkfeier zusammenkamen. Geehrt wurde Klement Gottwald (1896-1953), erster kommunistischer Präsident der Tschechoslowakei und strammer Stalinist. Mehr von Thomas Kirschner.

Gedenkfeier auf dem Wolschaner Friedhof  (Foto: CTK)
"Euch wird das noch Lachen vergehen!" Auf dem Grabe Klement Gottwalds stehend gab der Vizevorsitzende der Prager KSCM diese Parole bei der Gedenkfeier für den Ex-Präsidenten am Dienstag allen Gegnern der Kommunisten mit auf den Weg. Es handelt sich dabei um ein Zitat Gottwalds aus den 20er Jahren. Der verschwiegene Kontext ist bezeichnend: In einer Parlamentsrede hatte Gottwald damit angedroht, den Gegnern, so wörtlich, "den Hals rumzudrehen". Eine Prophezeiung, die wahr geworden ist, denn bei den stalinistischen Säuberungswellen nach der kommunistischen Machtübernahme 1948 war Gottwald dann als Staatspräsident und Unterzeichner der Urteile für dutzende Justizmorde persönlich verantwortlich. Ein Bruch mit der stalinistischen Ära hat bei den tschechischen Kommunisten vor 1989 nie wirklich stattgefunden, so gehörte etwa der Besuch des Klement-Gottwald-Museums noch bis zur Wende zum Pflichtprogramm der Prager Schulklassen. Und immerhin knapp hundert unverzagte Anhänger kamen auch fünfzehn Jahre nach der Revolution in Tschechien noch zusammen, um den Errichter der kommunistischen Diktatur am 23. November zu seinem 108. Geburtstag zu ehren. Ein Teilnehmer der Kundgebung auf die Frage, welche Verdienste sich Gottwald erworben habe:

J.V Stalin und K. Gottwald
"Enorme Verdienste, wirklich enorme. Er hat der gesamten Arbeiterbewegung geholfen, nicht nur bei uns, sondern auch in Europa und in der ganzen Welt. Er war, kurz gesagt, ein guter Mensch, ein guter Kommunist, und wir hatten ihn alle gern. Deshalb sind wir hier, und deshalb haben wir ihn immer noch gern, auch wenn er nicht mehr unter uns ist."

Die Führung der kommunistischen Partei hat sich von der Veranstaltung behutsam distanziert. Einen solchen Jahrestag habe man bei einer solchen Person bislang nie gefeiert, sagte etwa der Prager Abgeordnete und Vizevorsitzende der KSCM Jiri Dolejs. Die Teilnehmer der Kundgebung haben mit der Taten Gottwalds dagegen weniger Probleme:

"Die Fehler lagen nicht allein bei ihm, sondern im Ganzen. Auch unsere Partei hat Fehler gemacht, leider - was passiert ist, ist passiert. Aber etwa die Prozesse, die waren eine Folge des Kalten Krieges. Meiner Meinung nach gebührt den Personen Ehre, die etwas für unseren Staat getan haben, und Genosse Gottwald hat viel geleistet."

Und so singen sie weiter, auch wenn die Stimmen allmählich brüchig werden.