Gerd Albrecht – erster ausländischer Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie

Gerd Albrecht (Foto: ARD)

Anfang Februar ist der deutsche Dirigent Gerd Albrecht verstorben. In den 1990er Jahren war er der erste ausländische Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. Ein bedeutender Schwerpunkt seiner Arbeit war die tschechische Musik der Romantik, aber auch des 20. Jahrhunderts.

Gerd Albrecht  (Foto: ARD)
Gerd Albrecht wurde 1935 in Essen geboren. Nach Stationen bei mehreren Orchestern und Opernhäusern in Deutschland wurde er in den 1990er Jahren als erster Ausländer an die Spitze der Tschechischen Philharmonie gewählt. Zwischen 1993 und 1996 leitete er das führende tschechische Orchester. Allerdings geriet er bald nach Amtsantritt in einen Streit mit den Musikern, das Orchester teilte sich in Gegner und Befürworter seiner Person. Wegen der Feindseligkeiten gab Albrecht seinen Posten schließlich freiwillig auf. Er begründete dies damit, dass er Prag aus politischen Gründen habe verlassen müssen. Seine Kritiker warfen ihm indes vor, seine Arbeit hätte nicht der Qualität des Orchesters entsprochen. 2004 kehrte er jedoch zu einem Gastauftritt zur Tschechischen Philharmonie zurück.

Erwin Schulhoff
Albrecht schätzte die tschechischen Komponisten sehr, neben Smetana, Dvořák und Janáček verehrte er auch Bohuslav Martinů, Zdeněk Fibich und Josef Bohuslav Foerster. Nicht nur mit der Tschechischen Philharmonie, sondern auch mit anderen Orchestern hat er sich bei mehreren Aufnahmen von Werken tschechischer Komponisten verdient gemacht. So wurde beispielsweise die Darbietung der Oper „König und Köhler“ von Antonín Dvořák vom Jahr 2008 mit dem Orchester und Chor des Westdeutschen Rundfunks aus Köln mit dem Prestigepreis MIDEM in Cannes ausgezeichnet. Neben dem klassisch-romantischen Repertoire hat Albrecht auch auf unbekannte Werke des 20. Jahrhunderts sein Augenmerk gelegt. Als Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie nahm er eine CD mit Kompositionen von Prager jüdischen Autoren auf, die in deutschen KZs umgekommen sind – Erwin Schulhoff, Pavel Haas, Gideon Klein und Viktor Ullmann.