Gewerkschaften fordern Ladenschlussgesetz

Neue Ladenschlusszeiten wollen jetzt tschechische Gewerkschaften mit einem Gesetz durchsetzen. Zwischen 22 und 6 Uhr sollen Einkaufsmärkte mit mehr als 100 Quadratmetern Verkaufsfläche geschlossen bleiben. Auch die elf staatlichen Feiertage in Tschechien sollen ab dem kommenden Jahr ohne Großeinkauf auskommen. Normale Sonntage sind von der geplanten Regelung ausgeschlossen. Daniel Satra berichtet.

Seit dem Jahr 1992 ist das die erste Attacke der Gewerkschaften auf die Ladenöffnungszeiten in der Tschechischen Republik. Nicht gegen die blühende Konsumlandschaft von 24-Stunden-Tankstellen oder Rund-um-die-Uhr-Mini-Märkten, sondern vor allem gegen die Giganten auf der grünen Wiese richtet sich der Vorstoß. Von 22 bis 6 Uhr und an staatlichen Feiertagen sollen die Ladentüren geschlossen bleiben, fordern die Gewerkschaften. Sie haben sich EU-Staaten wie Deutschland und Österreich zum Vorbild genommen, sagte Alexander Leiner vom Gewerkschaftsverband Handel gegenüber Radio Prag. Das in Tschechien bisher ungehinderte Schalten und Walten der globalen Einkaufsriesen wie Tesco Stores oder der Ahold-Gruppe gehe zu Lasten der Arbeitnehmer, meint Leiner. Vor allem die Arbeit nach 22 Uhr:

"Uns stört, dass für Nachtarbeit hauptsächlich Aushilfskräfte eingestellt werden, denn das geschieht auf Kosten der fest angestellten Kernbelegschaft."

Den Gewerkschaften ist nicht allein die späte Arbeitsstunde ein Dorn im Auge. Sie glauben auch, dass Supermarkt-Manager in Regionen, die von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen sind, harte Arbeitsbedingungen durchsetzen können. Denn: Die Angestellten haben dort Angst um ihren Job.

Doch auch die angestrebte Regulierung des Ladenschlusses könnte einige Angestellte der Branche den Job kosten, droht Vesselin Barliev, Sprecher der Kette Tesco Stores in Tschechien:

"Falls das Gesetz verabschiedet wird und damit die Ladenöffnungszeiten begrenzt werden, dann werden wir nach vorläufigen Berechnungen ungefähr 400 Angestellte entlassen."

400 von landesweit 8000 Tesco-Angestellten. Denn 14 der 16 Tesco-Einkaufsriesen haben bisher nonstop geöffnet. Nach Angaben des Unternehmens kaufen des Nachts immerhin 210 000 Menschen dort pro Woche ein. Im Vergleich zum Tagesgeschäft sind das knapp 20 Prozent. Allerdings macht Barliev keine Angaben über die Höhe des nächtlichen Umsatzes. Die Gewerkschafter haben sich mit dem Ladenschluss-Gesetz Zeit gelassen: Das ganze vergangene Jahr haben sie Sondierungsgespräche mit Vertretern aller Parteien im Parlament geführt. Und das Ergebnis?

"Wir haben herausgefunden, dass die Christdemokraten für ein solches Gesetz sind, auch die Sozialdemokraten, hinzu kommt ein Teil - aber wirklich nur ein Teil - der Freiheitsunion. Natürlich auch die Kommunisten. Gegen ein solches Gesetz wird sich ganz sicher die überwiegende Mehrheit der Bürgerdemokraten der ODS stellen. Als wir auf diese Weise unsere Chancen ausgerechnet haben, sind wir auf 50 bis 60 Prozent gekommen."

Grund zur Hoffnung, dass das Gesetz 2005 in Kraft treten kann und die langen Einkaufsnächte dann vorbei sein werden, glaubt Leiner.