Staatliche Fördergelder für Kleinläden auf dem Lande

Kleinen Lebensmittelläden auf dem Lande droht vermehrt die Schließung. Denn immer mehr ihrer früheren Kunden kauft in den Supermärkten nahegelegener Städte ein. Die Kreisverwaltungen konnten beim Industrie- und Handelsministerium bis Ende Oktober Fördergelder für die Rettung der Kleinläden beantragen.

Illustrationsfoto: Lucie Hochmanová,  Tschechischer Rundfunk

Das Förderprogramm trägt den Titel „Obchůdek 2021 Plus“, wobei obchůdek zu Deutsch etwa Kleinladen bedeutet. Es soll Lebensmittelgeschäften in Gemeinden mit weniger als 1000 Einwohnern unter die Arme greifen. Das tschechische Industrie- und Handelsministerium stellt in dem Programm maximal drei Millionen Kronen (115.000 Euro) für jede interessierte Kreisverwaltung bereit. Nur drei der 14 Kreise haben die Fördergelder nicht beantragt, konkret Mittelböhmen, Südböhmen und Karlovy Vary / Karlsbad. Nach Meinung der mittelböhmischen Politiker ist die versprochene Summe allzu niedrig. Davon ist auch Pavel Březina überzeugt. Er ist der Vorsitzende des Verbandes tschechischer Traditionsgeschäfte:

„Drei Millionen Kronen sind zwar wenig. Aber wenigstens haben die Vertreter des Industrie- und Handelsministeriums eingesehen, dass es gut wäre, die Läden in den kleinen Gemeinden zu fördern – auch wenn die Summe gering ist. Hinzu kommt, dass viele der Gemeinden ihre Läden aus dem eigenen Budget langfristig unterstützen. 2009 begann als erste damit die Kreisverwaltung von Pardubice, und allmählich schlossen sich weitere Kreise an. Zukünftig können Tante-Emma-Läden also Glück haben und Fördergelder sowohl von der Gemeinde als auch vom Kreis erhalten. Damit sind sie natürlich besser dran als andere Läden, die gar nichts bekommen.“

Pavel Březina | Foto:  Tschechische Wirtschaftskammer

Das Förderprogramm ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, nach denen die Läden die Gelder beantragen können. Mit dieser Art der Unterstützung rechnet Březina auch in den kommenden Jahren, trotz eines neuen Regierungskabinetts:

„Das Förderprogramm gilt nicht nur für ein einziges Jahr, sondern es geht um eine langfristige Unterstützung. Wie sich zeigt, ist der Bedarf groß, denn die Mehrheit der Antragsteller hat keinen Zugang zu anderen Fördergeldern. Es gibt zwar seit einigen Jahren ein Programm zur Unterstützung von Kartenzahlungen in Kleinläden. Und wenn es in einem Laden möglich ist, existiert auch die Möglichkeit des Cashback. In kleinen Gemeinden gibt es keine Geldautomaten, sodass dieser Dienst sehr gefragt ist. Wenn die Läden über einen Internetanschluss verfügen, kann man dort auch Ware abholen, die zuvor bei den Online-Shops bestellt wurde. Damit bedienen die kleinen Geschäfte eine weitere Dienstleistungsfunktion im Dorf.“

Laden Coop | Foto: Jitka Englová,  Tschechischer Rundfunk

Pavel Březina meint, dass große Online-Händler die Kleinläden auf dem Lande nicht unbedingt gefährden würden:

„Auch die Coop-Gruppe, die oft Kleinläden betreibt, hat bereits 400 Verkaufsstellen mit Online-Shops ausgestattet. Dies ersetzt die Läden jedoch nicht, sondern ist einfach eine Erweiterung des Warenangebots.“

Autoren: Martina Schneibergová , Jan Bílek
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