„In Gleichberechtigung zwei Schritte weiter“ - Grünen-Chef Liška über neue Parteistatuten
Die tschechischen Grünen haben am vergangenen Wochenende im ostböhmischen Pardubice ihren Parteitag abgehalten und dabei als erste tschechische Partei eine verbindliche Quote eingeführt. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der Grünen, Ondřej Liška.
„Die grüne Partei hatte schon bisher Quoten gehabt für den Anteil von Männern und Frauen auf den Kandidatenlisten und in den Parteiorganen. Die waren aber nicht verbindlich, sie waren einfach nur empfehlend. Wir sind nun einen Schritt in Richtung Gleichberechtigung gegangen und haben diese Quoten verbindlich gemacht. Das heißt, ab jetzt muss das jeweils schwächer vertretene Geschlecht mindestens ein Drittel Anteil auf den Kandidatenlisten und in den Parteiorganen haben. Zudem haben wir einen Schritt besprochen, mit dem wir die Frauen in der Führung der Partei stärken wollen. Zur Disposition stand dabei das Modell der deutschen Grünen, bei dem es zwei Parteisprecher gibt. Wir Grünen in Tschechien haben uns aber am Ende gegen eine Doppelspitze entschieden, weil das Risiko bestünde, dass bei unserer Parteistruktur und aus der Erfahrung heraus eine Zweistimmigkeit in der Öffentlichkeit hergestellt würde. Deswegen haben wir uns entschieden: Wird eine Vorsitzende gewählt, dann muss der erste Stellvertreter ein Mann sein, und umgekehrt. Das heißt, es gibt weiter einen Vorsitzenden oder eine Vorsitzende, aber der Stellvertreter oder die Stellvertreterin ist jeweils vom anderen Geschlecht. Ich glaube, wir waren bisher und sind weiter nicht nur einen Schritt, sondern zwei Schritte weiter und moderner als alle anderen Parteien in der Tschechischen Republik, was die Gleichberechtigung von Mann und Frau angeht.“
Ist der Verzicht auf die Doppelspitze nicht eine Niederlage für diejenigen, die mehr Gleichberechtigung wollen?„Ich glaube nicht. Die Mehrheit der Parteimitglieder hat das Gegenargument anerkannt. Das heißt, so lange die Kompetenzen zwischen diesen beiden Parteivorsitzenden nicht geklärt sind, und da keine Erfahrung mit diesem Modell auf einer niedrigeren Ebene besteht, wollen wir kein Risiko eingehen. Das Risiko besteht darin, dass die Medien und die Öffentlichkeit die Grünen erneut wahrnehmen als eine Partei, die keine Führung hat und widersprüchliche Stimmen aus der Parteispitze aussendet. Das hat den Grünen in der Vergangenheit fatal geschadet.“