Glück im Unglück: Baum stürzt auf Sessellift – alle Fahrgäste werden gerettet

Foto: ČTK / Luděk Peřina

Die verschneiten Mittelgebirge in Tschechien bieten derzeit allerhand Möglichkeiten für zünftigen Skilauf und Rodelspaß. Die weiße Pracht hat aber auch ihre Tücken. Am Donnerstag brach ein Baum unter der Last des Schnees zusammen und fiel auf das Förderseil eines Sessellifts im Adlergebirge. 71 Menschen blieben plötzlich in luftiger Höhe stecken und mussten abgeseilt werden.

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Die wichtigste Meldung vorab: Alle 71 Personen, darunter auch Kinder, wurden gerettet und blieben unverletzt. Während des über dreistündigen Einsatzes von Feuerwehrleuten der Bergwacht und zweier Hubschrauber aber mussten sie einige bange Momente überstehen. Jitka Smejkalová ist eine der Geretteten:

„Insgesamt haben wir das gut überstanden. Aber es war schon unangenehm, zumal wir glaubten, dass noch weitere Bäume auf die Seilbahn fallen könnten. Der Baum, der den Sessellift zum Stehen gebracht hat, wurde abgesägt. Und dann haben uns die netten Feuerwehrmänner wieder auf die Erde gebracht.“

Das Unglück ereignete sich am Buchberg (Buková Hora) im Adlergebirge am Donnerstag gegen 13 Uhr. Der Baum stürzte etwa in der Mitte der Streckenführung auf jene Seite des Lifts, auf der die 4er-Sessel nach unten schaukelten – zum Glück ohne Fahrgäste. Allerdings krachte dadurch das Förderseil auf den Boden. Die Versuche, es wieder auf die Laufrollen zu setzen, misslangen. Deswegen blieben die Fahrgäste auf der Bergfahrt in ihren Sesseln hängen und mussten aus ihrer misslichen Lage befreit werden.

Foto: ČTK / Luděk Peřina
Nach Aussage von Josef Hepnar, dem Leiter der Bergwacht im Adlergebirge, wurde die Rettungsaktion von drei seiner eigenen Teams und Spezialkräften der Feuerwehr durchgeführt. Zudem waren zwei Hubschrauber im Einsatz. Die Feuerwehrleute sind eigens für komplizierte Klettereinsätze ausgebildet. Feuerwehrsprecherin Vendula Horáková schildert, wie sie am Buchberg vorgegangen sind:

„Sie sind an den Masten des Lifts nach oben gestiegen und haben sich dann mit Hilfe mehrerer Seile zu den Skifahrern in den Sesseln vorgearbeitet. Dann haben sie einen sogenannten Abseilpunkt angelegt, an dem sie eine Person nach der anderen in einem Notfallsitzgurt abgeseilt haben.“

Jakub Juračka  (Foto: Prokop Havel,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Rettungsaktion sei um 16.17 Uhr erfolgreich beendet worden, bestätigte die Feuerwehrsprecherin. Trotz des guten Endes bleibt die Frage offen: Konnte das Malheur nicht verhindert werden? Dazu der Präsident des tschechischen Verbandes für Seilbahnverkehr, Jakub Juračka:

„Es gibt ein Gesetz zum Betrieb von Seilbahnen, bei dem – ähnlich wie bei der Eisenbahn – eine Schutzzone vorgeschrieben ist. Diese Schutzzone beträgt zehn Meter links und rechts der Führungsachse des Förderseils der Seilbahn.“

Vor jedem Betrieb müsse regelmäßig kontrolliert werden, ob diese Schutzzone nicht durch Gegenstände oder natürliche Einflüsse gefährdet sei. Und dies auch bei schlechtem Wetter, ergänzt Juračka:

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„Eine ungünstige Wetterlage besteht dann, wenn der Seilbahnbetreiber nicht in der Lage ist, die gesamte Trasse visuell einzusehen. Also wenn Nebel herrscht, es stürmt oder kräftig schneit. Dann hat der Betreiber die Pflicht, die Strecke morgens persönlich zu kontrollieren, entweder zu Fuß oder vom Scooter aus.“

Die Polizei hat mittlerweile ein Strafverfahren eingeleitet, allerdings ohne rechtliche Qualifizierung. Es sei davon auszugehen, dass der Baum durch die Schneelast gebrochen sei und niemand Schuld habe an dem Unfall. Der Lift wurde nur leicht beschädigt. Wahrscheinlich wird er bereits am Samstag seinen Betrieb wieder aufnehmen.