Große Hitze verursacht gefährliche Bodenwelle auf Autobahn D5

„Sprungschanze“ auf der Autobahn D5 (Foto: ČTK)

Seit zwei Wochen stöhnt Tschechien bereits unter tropischer Hitze mit Temperaturen bis zu 36 Grad Celsius. Die Waldbrandgefahr ist hoch, die Menschen haben Kreislaufprobleme und die Getränkehersteller verzeichnen Rekordumsätze. Es gibt aber auch ungewöhnliche Hitzefolgen wie die gefährliche „Sprungschanze“ auf der Autobahn D5 zwischen der Grenze nach Bayern und der westböhmischen Stadt Plzeň / Pilsen.

„Sprungschanze“ auf der Autobahn D5  (Foto: ČTK)
Seit Montagabend gegen 22 Uhr ist die Autobahn D5 in Richtung Prag auf einer Länge von neun Kilometern gesperrt. Exakt zwischen den Autobahnkilometern 128 und 119 – bis einschließlich Mittwoch wird der Verkehr hier über Nebenstraßen umgeleitet. Der Grund für diese Maßnahme ist eine fast 40 Zentimeter hohe Bodenwelle, die sich nahe Bor bei Kilometer 122 über die ganze Fahrbahnbreite erstreckt. Bevor sie entdeckt und die Autobahn daraufhin gesperrt wurde, kam es leider noch zu zwei Unfällen, sagte eine Sprecherin der Polizei aus Westböhmen:

„Bei einem Lkw sind die Frontscheibe und der Frontspoiler beschädigt worden, bei dem zweiten Sattelzug ist die Ladung des Transporters beschädigt worden. Er hat Personenkraftwagen transportiert.“

Warum aber ist die dicke Aufwölbung der Fahrbahn gerade hier entstanden?

„Das Problem entstand genau an dem Punkt, an dem zwei verschiedene Materialien des Fahrbahnbelags aufeinandertreffen“, erläutert Otakar Vacín, Straßenbauexperte an der Technischen Universität (ČVUT) in Prag.

„Sprungschanze“ auf der Autobahn D5  (Foto: ČTK)
Die beiden Materialien sind der Zementbeton und der Asphalt, die sich bei Kilometer 122 als Fahrbahnbelag ablösen. Die schwere Betonplatte hat sich offenbar verschoben und den weicheren Asphalt nach oben gedrückt. Ein solcher Verkehrsbauschaden dürfe eigentlich gar nicht auftreten, sagt Vacín. Der Fahrbahnbelag müsse Temperaturen bis zu 60 Grad Celsius aushalten können, derzeit würden aber nur rund 50 Grad auf die Materialien einwirken, so der Straßenbauexperte. Die Sprecherin der Straßen- und Autobahndirektion (ŘSD), Martina Vápeníková, hält dem jedoch entgegen:

„Etwas Ähnliches ist im Jahr 2006 auf der Autobahn D1 passiert. Informationen über ähnliche Probleme haben wir zudem aus Frankreich und aus Deutschland. Es ist also keine außergewöhnliche Angelegenheit.“

Martina Vápeníková
In der Tat wurden ähnliche Straßenverwerfungen von den deutschen Autobahnen A7 und A15 gemeldet. Und auch auf dem noch unvollendeten Prager Autobahnring kann derzeit wegen Straßenschäden auf einem 250 Meter langen Abschnitt zwischen Ruzyně und Slivenec nur 40 km/h gefahren werden. Die Reparatur der Autobahn D5 bei Bor wird mehrere Tage dauern. Bis dahin wird der Verkehr in Richtung Prag ab Donnerstag über die Gegenfahrbahn umgeleitet.