Große Impfzentren nur sinnvoll bei hoher Auslastung
Am letzten Apriltag wurden in Tschechien über 72.800 Corona-Impfdosen verabreicht. Das ist der höchste Tageswert seit Beginn der Impfkampagne Ende Dezember. Doch die Impfungen sollen weiter forciert werden. Dazu wurde am Montag in Prag ein neues Impfzentrum eröffnet.
Das neue Impfzentrum in der Hauptstadt wurde gleich neben der größten Sporthalle des Landes eingerichtet, und zwar im sogenannten O2 Universum. Es wird von den Medizinern des zentralen Militärkrankenhauses betreut und soll bis zu 7000 Impfungen an Tag ermöglichen. Seit einigen Wochen werden die Impfungen im Akkord bereits im Kongresszentrum nahe der Burg Vyšehrad durchgeführt. In den Regionen Tschechiens werden dafür oft Sporthallen, Kultursäle oder Messehallen genutzt. Weil die Vakzine aber nicht in der geplanten Menge vorhanden sind, können diese Zentren ihre Kapazitäten oft gar nicht ausreizen. Einige kleinere Impfstellen mussten die Verabreichung der Impfpräparate sogar vorübergehend einstellen.
Neben der Versorgung mit Vakzinen spielen auch die Versicherungsleistungen für das Impfen eine wesentliche Rolle. Für jede verabreichte Dosis zahlen die Versicherungen einen festen Betrag, sowohl an die Impfstellen als auch an die Hausärzte. Die großen Zentren erhalten zusätzlich Geld für ihren eigentlichen Betrieb. Sie müssen dafür allerdings zwei Bedingungen erfüllen. Das sind zum einen feste Öffnungszeiten. Zum anderen müssen sie bis Juni eine bestimmte Menge an Vakzinen verimpfen. Sie liegt für die Zentren bei 90.000 Dosen. Und genau diese Vorgabe können sie kaum erfüllen. So hat beispielsweise der Kreis Südböhmen in jedem seiner sieben Bezirke ein Zentrum. Doch die Kapazität in allen Einrichtungen zusammen liegt bei 49.000 Klienten wöchentlich. Und gegenwärtig kommt in etwa nur die Hälfte der bestellten Impfstoffe an. Von daher sollte die Vereinbarung zwischen dem Staat und den Versicherungsunternehmen geändert werden, um die finanzielle Unterstützung der Impfzentren zu erreichen, sagt Kreishauptmann Martin Kuba (ODS):
„Wir konnten die Bedingungen nicht erfüllen, weil wir bislang auch nicht ausreichend Impfstoff erhalten haben. Wenn dies der Grund ist für die Zuwendungen, dann sollte man darüber noch eine neue Debatte führen.“
Im Kreis Hradec Králové / Königgrätz wiederum hat man nur ein Impfzentrum außerhalb einer medizinischen Einrichtung eröffnet, und zwar in Rychnově nad Kněžnou / Reichenau an der Knieschna. Vom ursprünglichen Plan, ein weiteres Zentrum in Betrieb zu nehmen, sei man wieder abgewichen, erläutert der Sprecher der Kreisverwaltung, Dan Lechmann:
„Die praktizierenden Ärzte sind uns entgegengekommen und haben das Netz der Impfstellen sehr engmaschig angelegt. Daher müssen die Menschen nicht so weit zum Impfen fahren, wie etwa von Broumov bis nach Hradec Králové. Unser Hauptziel ist es, allen Einwohnern des Kreises die Impfungen zugänglich zu machen und das Impfprozedere zu vereinfachen.“
In den 14 Kreisen Tschechiens wird die Impfkampagne also ziemlich unterschiedlich gehandhabt. Im mährisch-schlesischen Ostrava / Ostrau ist beispielsweise seit Anfang März ein Impfzentrum auf dem Messegelände Černá louka in Betrieb. Hier wurden bisher rund 60.000 Menschen geimpft. Im ostmährischen Kreis Zlín dagegen will man den Betrieb der großen Zentren wieder zurückfahren, wenn ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung versorgt ist. Dann will man die restlichen Impfungen nur noch in den Kliniken und bei den Hausärzten fortsetzen. Das neue Zentrum im Prager O2 Universum aber muss seine Bewährungsprobe erst noch bestehen.