Corona-Pandemie: Lage in tschechischen Krankenhäusern viel entspannter als 2021
In der vergangenen Woche stieg die Zahl der Corona-Fälle in Tschechien deutlich an, doch mittlerweile ist sie wieder gesunken. Bisher ist die herbstliche Corona-Welle eher schwach. Das schreiben Fachleute auch dem Impfstand der tschechischen Bevölkerung zu.
Am Dienstag wurden knapp 3000 neue Corona-Fälle in Tschechien gemeldet. Vor einer Woche waren es fast 500 mehr gewesen. Ähnlich ist die Entwicklung bei der Zahl der Covid-19-Patienten in den hiesigen Krankenhäusern. Am Dienstag waren es 1700, vor einer Woche fast 2000. Die herbstliche Welle von Sars-CoV-19 ist bisher nicht so ausgeprägt, dass Unruhe aufkommen muss. Das sieht so auch Tomáš Vymazal. Er leitet das tschechische Dispatching-System für Intensivbehandlungen:
„Auf den Intensivstationen liegen unter 100 Covid-19-Patienten. Das ist wirklich sehr wenig im Vergleich zu dem, was wir in den vergangenen beiden Jahren erlebt haben. Allerdings ist die Belastung ungleich verteilt. So sind im Kreis Pardubice die Kapazitäten bei Standard-Betten zu 80 Prozent ausgelastet, wohingegen es besonders in Prag weiter viele freie Betten gibt.“
Auf der anderen Seite fällt in den Krankenhäusern immer wieder Personal aus wegen Corona-Erkrankungen. Deswegen haben einige Kliniken bereits vergangene Woche bestimmte Maßnahmen ergriffen. So etwa auch das Universitätsklinikum im mährischen Olomouc / Olmütz…
„Seit Mittwoch, 5. Oktober, sind Besuche bei uns im Krankenhaus nur noch nach Zustimmung des zuständigen Arztes möglich. Ausnahmen sind die Anwesenheit von Vätern bei der Geburt ihres Kindes und der Besuch von Eltern bei Kindern, die bei uns behandelt werden“, sagte Krankenhaussprecher Adam Fritscher in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Dass die Entwicklung bei der Corona-Pandemie derzeit keine Sorgen in Tschechien bereitet, hat nicht nur mit den weniger gefährlichen Varianten des Virus zu tun, die mittlerweile im Umlauf sind. Ladislav Dušek ist Chef des Instituts für Gesundheitsinformationen und Statistik (ÚZIS):
„Das ist sicher ein Verdienst der Impfungen sowie der Tatsache, dass die tschechische Bevölkerung nach all den Phasen der Corona-Pandemie nicht mehr immunologisch naiv ist. Im Endeffekt erhöht sich die Zahl schwerer Covid-19-Verläufe nicht. Und wir hoffen, dass dies auch so bleibt.“
Gerade vergangene Woche hat die tschechische Regierung eine neue Impfkampagne gestartet. Sie wendet sich vor allem an ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. Ihnen wird ein zweiter Booster empfohlen respektive eine vierte Dosis. Gesundheitsminister Vlastimil Válek (Top 09) wies zum Beginn der Kampagne darauf hin, dass eine Covid-19-Erkrankung besonders für Ungeimpfte immer noch sehr gefährlich sein könne.
„Die Krankheit tötet weiterhin überflüssig viele Menschen in Tschechien – und das, obwohl uns hierzulande alle Impfstoffe zur Verfügung stehen. Aus meinen Gesprächen mit Kollegen aus anderen Ländern und mit Fachorganisationen gehe ich davon aus, dass sich die derzeitige Corona-Welle noch bis Ende Oktober, Anfang November weiter verstärken wird“, so Minister Válek.
Allerdings haben sich, wie bereits berichtet, im Wochenvergleich die Zahlen erst einmal wieder reduziert. In jedem Fall hält aber Tomáš Vymazal aus Sicht der Intensivbehandlung die tschechischen Krankenhäuser für gut gerüstet:
„Derzeit reichen die Kapazitäten problemlos aus. Selbst wenn sich die Zahl der Covid-19-Patienten dramatisch erhöhen sollte, könnten die Krankenhäuser dies bewältigen, ohne die Behandlung anderer Patienten einschränken zu müssen.“