Initiative für eine Million Corona-Booster pro Woche – doch es fehlt an Personal
Erstmals überhaupt traten der scheidende und der neue tschechische Premier bei einer gemeinsamen Pressekonferenz auf. Andrej Babiš und Petr Fiala unterstützten am Dienstag eine Ärzte-Initiative, damit hierzulande pro Woche eine Million Menschen geboostert werden können.
Die Epidemie kenne keine politischen Barrieren, deswegen dürften politische Ansichten in diesem Moment keine Rolle spielen. So leitete der scheidende Premier Andrej Babiš (Partei Ano) den gemeinsamen Auftritt mit seinem Amtsnachfolger Petr Fiala (Bürgerdemokraten) ein.
Der Hintergrund ist die vierte Corona-Welle, die Tschechien voll erfasst hat. Rekordansteckungszahlen haben dazu geführt, dass viele Covid-19-Patienten auch wieder auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Rund 70 Prozent von ihnen sind ungeimpft, der Rest aber eben eigentlich immunisiert. Die Impfdurchbrüche bei Letzteren könnten relativ schnell verhindert werden, findet eine Initiative von Ärzten – nämlich durch ein schnelles Boostern aller ab 60 Jahren und der chronisch Kranken, also von rund zwei Millionen Menschen in Tschechien.
„Jede dritte Dosis schützt bereits nach einer Woche in einer Weise, dass man nicht auf einer Intensivstation landet und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal im Krankenhaus. Das ist der Sinn der Sache“, so der leitende Intensivmediziner des Prager Uniklinikums im Stadtteil Vinohrady, František Duška.
Ziel ist, in nur zwei Wochen den Impfschutz bei den am stärksten gefährdeten Menschen aufzufrischen. Dafür beschloss die geschäftsführende Regierung, Seniorinnen und Senioren sowie chronisch Kranken den Booster schon nach fünf und nicht erst nach sechs Monaten zu ermöglichen. Konkret müssen nun 150.000 Impfungen am Tag durchgezogen werden. Wie Babiš betonte, entspricht dies den maximalen Kapazitäten, über die Tschechien zuletzt im Juni verfügte.
Seitdem wurden aber die großen Impfzentren geschlossen. Diese sollen nun zum Teil wiedereingerichtet werden – so zum Beispiel in der O2-Arena oder im Kaufhaus Kotva in Prag. Außerdem verfügen mittlerweile auch die Hausärzte über Impfstoff, anders also als im Frühjahr und Sommer. Doch die Hürden liegen anderswo, wie es aus dem Gesundheitsministerium hieß…
„Vor allem stößt dies an personelle Kapazitäten. Wir haben bereits 22 Orte in ganz Tschechien ausgesucht, an denen Impfzentren entweder mit oder ohne Registrierungspflicht entstehen könnten. Diese lassen sich unter den gegebenen Umständen aber nicht alle auch wirklich eröffnen“, sagte Ministeriumssprecher Daniel Köppl in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Deswegen nun die Ärzte-Initiative mit hoher politischer Unterstützung. Der designierte Premier Petr Fiala:
„Die Initiative will erreichen, dass weitere Ärzte und weiteres medizinisches Personal freiwillig beim Impfen helfen. Ich halte das für unglaublich wichtig. Und eine solche freiwillige Hilfe ist meiner Ansicht nach ein Ausdruck gesellschaftlicher Zusammengehörigkeit und Verantwortung sowie von Tapferkeit.“
Die Initiative gegründet hat der Stomatologe Radek Mounajjed von der Palacký-Universität im mährischen Olomouc / Olmütz. Wie er am Dienstag sagte, habe er auch bereits eine Idee für den Fall, dass die großen Impfzentren nicht so schnell wie nötig wieder aufgemacht werden könnten:
„Ich habe immer gern auch einen Plan B. Deswegen haben wir ein Konzept ausgearbeitet für eine effektive Einbindung der Hausärzte in ihren eigenen Praxen. Falls jeder von ihnen nur einige wenige Corona-Auffrischungsimpfungen vornimmt, wären dies mehrere Hunderttausend am Tag.“
Noch am Dienstag meldeten sich über 300 Hausärzte auf die Initiative sowie 24 Kinderärzte, 68 Krankenschwestern und rund 200 weitere Freiwillige.