Grundstein für das "Gemeindezentrum der Mutter Theresa" in der Prager Südstadt wurde gelegt
Einen Mehrzwecksaal, der für Konzertveranstaltungen genutzt werden kann, sowie ein Zentrum für Sozialarbeit, aber in erster Linie auch eine Kirche soll es in dem Gemeindezentrum geben, das in etwa zwei Jahren in der größten Prager Plattenbausiedlung - der Südstadt ("Jizni Mesto") entstehen soll. Martina Schneibergova nahm am vergangenen Samstag an der feierlichen Grundsteinlegung teil.
Unweit der Endhaltestelle der Metro-Linie C "Haje", zwischen den langen grauen Plattenbaublöcken, spielte sich am Samstagabend ein kleines Fest ab. Im Publikum waren bei weitem nicht nur Gläubige, sondern auch viele einfach nur neugierige Bewohner der Siedlung, die sich die Gelegenheit nicht entgehen ließen, nicht nur die kirchlichen Würdenträger, sondern auch mehrere bekannte Persönlichkeiten live zu erleben. Auf den Grundstein des Zentrums, das nach Mutter Theresa benannt wird, klopften als erste der neu ernannte Kulturminister Vitezslav Jandak und Kardinal Miloslav Vlk. Der Bau wurde vom Prager Erzbistum initiiert. Für die Errichtung des Gemeindezentrums setzt sich u. a. der bekannte tschechische Texter, Publizist und Unternehmer Michal Horacek ein, der in Haje mit dabei war:
"Ich sprach in der letzten Zeit mit meinen Bekannten mehrmals darüber, dass in einer Prager Plattenbausiedlung eine Kirche erbaut wird. Ich muss zugeben, dass fast alle sehr erstaunt waren und sagten: Eine Kirche in einer Siedlung? Heutzutage? Ich staune auch, aber aus einem anderen Grund. Ich sage mir, erst heute baut man in einem Ort, wo 86.000 Menschen leben, eine Kirche? Erst heute, 15 Jahre nachdem wir uns als Gesellschaft entschieden hatten, in die so zu sagen normale Welt zurückzukehren, knüpfen wir an das Allernormalste überhaupt, an unser tausendjähriges Erbe an? Mir gefällt daran, dass es sich nicht nur um eine Kirche, sondern um ein Zentrum für die hiesige Gemeinschaft handeln wird."
In einem ähnlichen Sinne äußerte sich auch die Bürgermeisterin von Prag 11 Marta Sorfova:
"Ein Problem dieses Ortes, das hoffentlich immer kleiner wird, ist die Anonymität der Siedlung. Diese wird durch den riesengroßen Umfang der Häuser verursacht. Die Leute kennen sich gegenseitig kaum und oft finden sie nicht rechtzeitig den Weg zueinander. Ich wäre froh, wenn das Gemeindezentrum ihnen die Möglichkeit bieten wird, diesen Weg wieder zu finden. Es würde mich freuen, wenn hier die Menschen gemeinsam auch im Kulturbereich etwas Schönes erleben werden."
Auch wenn die Teilnahme an der Grundsteinlegung groß war, sind nicht alle Bewohner der Südstadt von dem geplanten Bau begeistert. Pfarrer Karel Koci zeigte Verständnis dafür: "Jeder Bau hat seine Gegner, auch hier gibt es einige. Es stört sie vor allem die Tatsache, dass hier überhaupt noch gebaut wird. Es geht ihnen darum, dass mit dem Bau ein Stück Grünfläche verschwindet. Ich meine, dass das Zentrum künftig auch Menschen anlocken wird, die misstrauisch waren oder dagegen Einwände hatten."