Haiti: Tschechien hilft vor allem finanziell

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Armenien, die Türkei, der Iran, Srí Lanka oder Pakistan – in diese und andere Länder, die in den vergangenen Jahren von verheerenden Naturkatastrophen getroffen waren, floss die humanitäre Hilfe auch aus Tschechien. Nun ist eine massive Hilfe auf Haiti gefragt. Dennoch wird Tschechien vorerst keine Rettungsteams nach Haiti schicken. Vieles deutet diesmal darauf hin, dass Geldsendungen die schnellere und effektivere Variante der Hilfe sein könnten

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Humanitäre Hilfe in einem fremden Land zu leisten, erfordert bestimmte Voraussetzungen wie etwa eine genaue Koordination und Transportkapazitäten. Und diese scheinen vorerst nicht gegeben zu sein, wie den Äußerungen einiger Vertreter tschechischer Hilfsorganisationen zu entnehmen ist. Mit Geld funktioniert es offenbar schneller. Diese Meinung vertritt auch das tschechische Außenministerium, das am Donnerstag fünf Millionen Kronen (rund 200.000 Euro) an Soforthilfe locker gemacht hat. Das ist das Maximum, das ohne Zustimmung der Regierung gewährt werden kann, sagt Jiří Beneš, der Sprecher des Außenministeriums:

„Das Außenministerium hat sich für die momentan schnellstmögliche Hilfeleistung entschlossen. Das heißt, eine finanzielle Soforthilfe an jemand zu schicken, der bereits vor Ort arbeitet und in der Lage ist, die Hilfe umgehend in die Wege zu leiten.“

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Die fünf Millionen Kronen des Außenministeriums finden eine konkrete Anwendung. Sie gehen auf ein Konto der Vereinten Nationen, die damit ein Wasseraufbereitungsprojekt auf Haiti finanzieren. Die weitere Hilfeleistung des tschechischen Staates wird sich zum Teil von den Beschlüssen der EU-27 in Brüssel und auf der am Montag in Prag anstehenden Regierungssitzung ableiten. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage Tschechiens ist eher mit etwas bescheideneren Geldern zu rechnen.

Premier Fischer hat zwar die Möglichkeit in Aussicht gestellt, außer der finanziellen und materiellen Hilfe auch Rettungsteams auf Haiti zu entsenden. Es haben sich inzwischen zwar mehrere Rettungsteams der Feuerwehr einsatzbereit erklärt, die Generaldirektion der Berufsfeuerwehr (HZS) plant aber nicht, eine Rettungseinheit in das Katastrophengebiet zu schicken. Ihr Sprecher Petr Kopáček begründet es folgendermaßen:

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„Die Tschechische Republik verfügt nicht über ausreichende Transportkapazitäten und außerdem hätten wir vor Ort keine Operationsbasis, auf die man zurückgreifen kann. Ohne diese könnte unser Rettungsteam kaum effektiv arbeiten.“

Auch zehn freiwillige Hundeführer von der Hilfsorganisation „Hand for Help“ aus dem nordböhmischen Liberec / Reichenberg werden vorerst nicht nach Haiti fliegen. Zu unklar sei die Situation vor Ort, außerdem gebe es derzeit keine freien Transportkapazitäten, so der Leiter der Hilfsorganisation, Jaromír Dolanský. „Hand for Help“ will nun in einigen Tagen oder Wochen ein medizinisches Team samt einem kleinen Feldspital in das Krisengebiet entsenden.

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Bereits am Donnerstag ist ein Team tschechischer Mediziner von der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ mit dem Equipment für ein Feldlazarett nach Haiti abgeflogen: mit zwei Operationssälen und 100 Patientenbetten. Alles in allem, die tschechische Hilfeleistung könnte hoffentlich wenigstens der sprichwörtliche Tropfen im Meer der internationalen Hilfe sein.