Herausgeber der Wochenzeitschrift "Reflex" soll sich bei Minister Brezina entschuldigen

Zu einem Präzedenzfall scheint das Urteil des Prager Stadtgerichts vom Mittwoch zu werden. Das Gericht entschied darüber, dass sich der Herausgeber der Wochenzeitschrift Reflex, die Gesellschaft Ringier, beim Minister ohne Portefeuille, Karel Brezina, entschuldigen müsse. Und zwar deswegen, weil die Zeitschrift den Minister in unsittlichen Karikaturen dargestellt habe. Martina Schneibergova fasst zusammen:

Die "Brezina-Karikaturen" waren Bestandteil einer seit Jahren populären und im "Reflex" veröffentlichten Comic-Serie, in deren Rahmen während dieser Zeit oft auch Karikaturen über die Vertreter der gesamten tschechischen Polit-Spitze auftauchten. Der jüngste tschechische Minister behauptete, die Comic-Abbildungen, in denen er in intimen Situationen dargestellt worden sei, haben seine Ehre verletzt und seinem guten Ruf geschädigt. Auf diese Erklärung reagierte der Anwalt des Herausgebers der Wochenzeitschrift. Er erinnerte daran, dass der Minister Medien selbst freiwillig Informationen über sein Privatleben gewährt habe, worauf eben das erwähnte Comic reagiert haben soll. Der Anwalt stellte in diesem Zusammenhang dem beleidigten Minister unter anderem die Frage, als er im Fernsehen verlauten ließ, er habe ungefähr 30 bis 40 Partnerinnen gehabt, bedeute dies etwa, dass er es nicht genau wisse? Der offensichtlich empörte Minister räumte ein, er habe sie nicht gezählt. Die weitere Erklärung des Politikers, er halte dies kaum für Promiskuität, erweckte Lachen im Gerichtssaal, wo das Geschehen danach genauso lustig wie in dem kritisierten Comic war.

Die Richterin akzeptierte schließlich nicht das Hauptargument des Anwalts des Herausgebers, das ein Comics nicht ernst genommen werden dürfe, und ordnete eine Entschuldigung an. Der Minister verließ den Gerichtssaal scheinbar zufrieden. Genauso zufrieden war auch der Zeichner der schicksalhaften Comic-Serie. Er meinte gegenüber Journalisten, der Minister habe sich selbst mit der peinlichen Klage geschadet und fügte hinzu, er freue sich schon darauf, wie er diese Entschuldigung in seinen Comics mit einbeziehe. Der Herausgeber der Wochenzeitschrift will Berufung gegen das Urteil einlegen.

Tschechische Politiker sind eher auf der Seite der Zeitschrift und erinnern daran, es sei ein Unsinn, von einer politischen Satire Wahrheit zu verlangen.