Hilfe für Kriegswaisen: Ein Projekt mit Zukunft?

Syrien (Foto: ČTK / AP Photo)

Tschechien will im Bürgerkriegsland Syrien ein Zentrum für Waisenkinder unterstützen. Am Dienstag stellte Premier Babis einen ersten Plan vor. Kritiker bemängeln aber, dass Prag noch mehr tun könnte. Strahinja Bucan mit den Einzelheiten.

Syrien  (Foto: ČTK / AP Photo)

Kinder in Syrien  (Illustrationsfoto: Charles Roffey,  Flickr,  CC BY-NC-SA 2.0)
Es war ein Interview für die Tageszeitung Právo, das im September vergangenen Jahres eine scharfe Debatte hierzulande auslöste. Premier Andrej Babiš zeigte darin Härte und lehnte es ab, 50 Kriegswaisen aus Syrien aufzunehmen. Der Ano-Politiker sagte damals Folgendes, Zitat:

„Warum sollten wir sie aufnehmen. Wir haben auch bei uns Waisenkinder, die wir auf das Leben vorbereiten müssen. Meine Stiftung hat da schon viel investiert. Außerdem helfen wir vor Ort in Syrien mit unseren Experten und Ärzten. So haben wir unter anderem in Tschechien schon 2500 Patienten behandelt, darunter viele Kinder.“

Nach harter Kritik zeigte sich Andrej Babiš jedoch zu einem Kompromiss bereit. Tschechien wolle den syrischen Kindern und Teenagern in ihrer Heimat helfen, hieß es damals. Nun hat der Premier konkrete Pläne vorgestellt: Es soll ein Multifunktionszentrum entstehen mit Kindergarten, Schule und weiteren sozialen Einrichtungen:

Andrej Babiš  (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)
„Wir haben mittlerweile ein Grundstück dort. Es ist etwa 20.000 Quadratmeter groß. Die syrische Seite hat uns bereits zugesichert, dass die Fläche eingezäunt wird und wir einen örtlichen Architekten bekommen. Außerdem wollen wir bald eine Stiftung gründen, die Spendengelder für das Projekt sammeln soll.“

Die Stiftung ist aber nur ein erster Schritt, für die Zukunft schwebt Babiš eine Zusammenarbeit zwischen dem Tschechischen Roten Kreuz und dem Roten Halbmond in Syrien vor. Dieser ist jetzt schon der wichtigste Partner für das Vorhaben, es soll nämlich so wenig Politik wie möglich hinter dem Projekt stehen. Insgesamt plant der Premier aber etwas Dauerhaftes:

„Wir wollen damit anfangen, dass wir dort Kapazitäten für 50 Kinder einrichten. Das Grundstück ist so groß, dass wir die Anlage jedoch ausweiten können. Bisher haben wir mit der Gegenseite verabredet, dass wir ein Jahr lang alles bezahlen. Dann sollten die Syrer in der Anlage die Regie übernehmen.“

Michaela Šojdrová  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die konservative Europaabgeordnete Michaela Šojdrova hatte die ursprüngliche Idee zu Aufnahme von syrischen Kriegswaisen. Für die Politikerin der Top 09 geht der Plan von Premier Babiš nicht weit genug. Deshalb mahnt sie zu mehr Solidarität:

„Laut UNHCR-Angaben liegt die Zahl der syrischen Kriegswaisen in den europäischen Flüchtlingslagern schon lange nicht mehr bei rund 3500. Diese Zahl galt im vergangenen September. Die Tschechische Republik hat alle Möglichkeiten, diesen unbegleiteten Kindern zu helfen, die in diesen Lagern ja unter unmöglichen Zuständen leben. Wir sollten das wirklich tun.“

In einer Reaktion auf Michaela Šojdrova lehnte Andrej Babiš die Aufnahme syrischer Kinder in Tschechien auch weiterhin ab. Er sei davon überzeugt, dass man ihnen am besten direkt vor Ort helfen könne, so der Regierungschef. Babiš hat dabei auch die Zukunft im Blick:

„Wir halten da an unserer Linie fest. Die Hoffnung besteht, dass die Probleme in Syrien gelöst werden und so auch die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren. Ich bin davon überzeugt, dass man den Menschen dort helfen sollte, wo sie geboren und aufgewachsen sind, also in ihrem gewohnten Umfeld.“