Hl. Nepomuk sah anders aus als auf Barockbildern

Bronzebüste Nepomuks im Johannes-Nepomuk-Museum (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

Man könnte sagen, dass er einer der bekanntesten Tschechen weltweit ist. Denn vom heiligen Johannes Nepomuk soll es allein in Europa mehr als 33.000 Abbildungen geben. Seit mehreren Jahrhunderten beten gläubige Christen zu dem böhmischen Landespatron. Und sie kennen ihn von Barockgemälden und Plastiken. Doch nun ist herausgekommen, dass Johannes Nepomuk in der Wirklichkeit anders ausgesehen hat als angenommen.

Hl. Johannes Nepomuk  (Foto: Tereza Kalkusová)

Bronzebüste Nepomuks im Johannes-Nepomuk-Museum  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)
Die Künstler des Barock haben den heiligen Johannes Nepomuk immer als einen Mann dargestellt mit langem Haar, einem Bart und einem länglichen Gesicht. Dieses Bild entsprang jedoch aus den Vorstellungen der Bildhauer und Maler von einem Geistlichen aus dem 14. Jahrhundert. Am Dienstag ist eine Bronzebüste enthüllt worden im Johannes-Nepomuk-Museum, das vor vier Jahren im Geburtsort des Heiligen im Städtchen Nepomuk eröffnet wurde. Die Büste wurde anhand der Erkenntnisse der Anthropologen vom Mährischen Landesmuseum in Brno / Brünn gegossen. Das Kunstwerk zeigt Johannes Nepomuk völlig anders als auf den bekannten Porträts. Eva Vaníčková ist eine der Anthropologen:

„Er ist glatt rasiert, hat eine kurze Tonsur. Diese deutet darauf hin, dass er zu einem geistlichen Orden gehört hat. Wenn man sich den Kopf von vorne anschaut, ist zu sehen, dass der Unterkiefer asymmetrisch ist. Beim Blick auf den Schädel von hinten ist auch eine Asymmetrie zu erkennen.“

Replikate der sterblichen Überreste des Heiligen Johannes Nepomuk  (Foto: Archiv der Westböhmischen Universität)
Die Anthropologen konnten allerdings nicht direkt die sterblichen Überreste des Heiligen Johannes Nepomuk untersuchen, die im Prager Veitsdom bestattet sind. Sie mussten sich bei der Rekonstruktion des Gesichts mit Messungen, Zeichnungen und Fotografien des renommierten Anthropologen Emanuel Vlček begnügen. Dieser hatte in den 1970er Jahren die sterblichen Überreste des Heiligen erforscht. Zuerst sei es notwendig gewesen, den Schädel zu modellieren, danach seien die Muskeln und das Gewebe hinzugekommen, erzählt der Bildhauer Ondřej Bílek. Er hat die Nepomuk-Büste letztlich geschaffen.

„Anhand der Daten hat mir Eva Vaníčková geraten, welche Form die Augen und welche Form die Knochen im weichen Gewebe haben sollen. Es ist gut, manchmal die Arbeit an einem Werk zu unterbrechen und sie erst später fortzusetzen. Denn dann erkennt man besser die Fehler, die man zuvor gemacht hat.“

Eva Vaníčková  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)
Könnten die neuen Erkenntnisse über das wirkliche Aussehen des Heiligen nicht der Kirche vielleicht schaden? Jiří Špiřík glaubt das nicht. Er ist Pfarrer in der Stadt Nepomuk. Denn das Gesicht, der Bart oder die Haarlänge seien nicht das Wichtigste, meint der Priester:

„Wir verehren nicht eine Statue oder ein Bild, sondern den Heiligen und das Besondere und Gute an ihm. Das hat dazu geführt, dass wir ihm folgen.“

Die Anthropologen haben mit Pausen einige Monate lang an der Nepomuk-Büste gearbeitet. Zunächst aber mussten 140.000 Kronen (5470 Euro) für die Finanzierung gesichert sein. Dabei sei es fast zu einer Art Wunder gekommen, erzählt Kateřina Dobrovolná. Sie hat früher das Johannes-Nepomuk-Museum geleitet.

Johannes Nepomuk wurde in der Moldau ertränkt  | Foto: Jerzy Strzelecki,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0
„Auf einmal tauchte ein Herr aus der Slowakei im Museum auf. Er erzählte, er habe in einem slowakischen Magazin über uns gelesen. Und dann spendete er 70.000 Kronen (2734 Euro). Seiner dank konnte die Idee mit der Büste verwirklicht werden.“

Gerade Kateřina Dobrovolná hatte die Idee zu der Büste. Damit sollen mehr Besucher in das Museum gelockt werden.

Der Heilige kam um das Jahr 1345 in dem Ort zur Welt, der damals noch Pomuk hieß. Erst später wurde er Johannes von Nepomuk – im Tschechischen Jan Nepomucký – genannt. Nach dem Studium in Prag erhielt er die Priesterwürden. Dann ging er nach Padua und promovierte dort. 1389 wurde Johannes Nepomuk zum Generalvikar des Prager Erzbischofs ernannt. Der Legende nach war er der Beichtvater der Königin. Aus Eifersucht soll König Wenzel IV. versucht haben, den Geistlichen zu zwingen, das Beichtgeheimnis zu brechen. Weil dieser sich aber weigerte, habe ihn der König verhaften und ermorden lassen, heißt es in der Legende.

Das Johannes-Nepomuk-Museum befindet sich im Städtchen Nepomuk, etwa 35 Kilometer südöstlich von Plzeň / Pilsen. Das Museum ist von April bis Oktober jeweils dienstags bis freitags von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Am Samstag ist es von 9 bis 17 Uhr und am Sonntag von 13 bis 17 Uhr zugänglich.

Historisch belegt ist allerdings, dass Johannes wegen Auseinandersetzungen zwischen dem König und dem Prager Erzbischof sterben musste. Für seine Loyalität gegenüber dem Erzbischof wurde Johannes verhaftet, gefoltert, durch die Straßen geschleift und in der Moldau ertränkt. Der Leichnam wurde um das Jahr 1400 in den Veitsdom überführt. Johannes wurde bald als Märtyrer verehrt. Vor 290 Jahren, also 1729, wurde er heiliggesprochen.

Autoren: Martina Schneibergová , Jan Markup
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