Hochwasser 2002: "Die größte Rettungsaktion in der Geschichte aller Zoos"

Prager Zoo (Foto: CzechTourism)

Fünf Jahre sind vergangen: Das Hochwasser von 2002 richtete in vielen Teilen Tschechiens starke Schäden an. Einen Teil in Prag traf es damals besonders schlimm: den Prager Zoo. Die dramatische Rettungsaktion der Tiere und die einzelnen Schicksale berührten damals die Öffentlichkeit zutiefst. Ein Gespräch mit dem Pressesprecher des Zoos, Vit Khale.

Prager Zoo  (Foto: CzechTourism)
Man werde das sicher ein Leben lang nicht vergessen. Es sei eine sehr aufwühlende Zeit für alle gewesen, sagt Vit Khale und schaut dabei nachdenklich an die Wand. Beim Hochwasser 2002 wurde nahezu die Hälfte des Zoogeländes überschwemmt und über 1000 Tiere mussten unter dramatischen Bedingungen evakuiert werden. Zum Symbol des Hochwassers wurde der Seelöwe Gaston, der lange Jahre Publikumsliebling im Zoo war und beim Hochwasser fliehen konnte. Er legte eine 300 Kilometer lange Reise zurück und wurde damals erschöpft aus der Elbe bei Wittenberg gezogen. Beim Rücktransport nach Prag starb er aufgrund der hohen Stressbelastung. Noch heute geht Vit Khale das Schicksal des Seelöwen sehr nahe.

"Das war für mich persönlich sicher der kritischste Moment des Hochwassers, als die Nachricht kam, dass Gaston gestorben ist."

Neben Gaston haben 133 weitere Tiere die Flut nicht überlebt, darunter viele Vögel und Reptilien, aber auch ein Gorilla, ein Nashorn und ein Elefant.

"Es wird viel über die Verluste gesprochen, aber es wird wenig darüber geredet, dass es die größte und erfolgreichste Rettungsaktion in der Geschichte aller Zoos war."

Und damit meint Vit Khale nicht nur die Zoologischen Gärten Tschechiens sondern weltweit. Insgesamt entstand damals ein Schaden von 250 Millionen Kronen - rund 8 Millionen Euro. Mit den Aufräumarbeiten begann man sofort, bereits nach zwei Wochen war der obere Teil des Zoos wieder für die Besucher zugänglich. Die Schäden an den Gehegen und Freiflächen wurden innerhalb der folgenden drei Jahre behoben. Aber wie ist der Zoo, jetzt 2007, auf ein mögliches neues Hochwasser vorbereitet?

"Nach dem verheerenden Hochwasser 2002 haben wir die komplette Konzeption für den unteren Bereich des Zoos nahe der Moldau geändert. Zum einen haben wir die schwergewichtigen Tiere, wie die Nashörner, aus diesem Teil des Zoos in die höher gelegenen Teile umgesiedelt. Stattdessen haben wir dort jetzt die Wassertiere und die Affengehege um die Tiere im Notfall leichter evakuieren zu können. Falls noch mal ein Hochwasser käme, wäre die Evakuierung deutlich einfacher als vorher", so Vit Khale.

Sicherlich sind die äußeren Schäden im Zoo soweit behoben, aber die Gedanken und Gefühle an die schwerwiegende Katastrophe werden wohl auf Dauer in den Köpfen aller Beteiligten bleiben. Vor allem der Seelöwe Gaston hat einen besonderen Platz bei den Zoomitarbeitern eingenommen.

"Ein Jahr nach Gastons Tod kam seine Tochter Abeba auf die Welt und kurze Zeit später auch sein zweiter Nachkomme namens Meloun (auf Deutsch Melone, Anm. d. Red.). Das sind seine Kinder, die hier bei uns sind und damit ist auch Gaston selbst weiterhin bei uns."