Hochwasser auf Photos, seine Spuren in der Realität

Cesky Krumlov, August 2002 (Foto: www.ckrumlov.cz)

Die Erinnerungen an das Hochwasser, das vor einem Jahr über die Tschechische Republik hereinbrach, lassen sich nicht löschen. Hier sind die Spuren noch sichtbar und die Eindrücke lebendig, dort werden die Ereignisse durch Ausstellungen ins Gedächtnis gerufen. Hören Sie mehr dazu von Markéta Maurová.

Mancherorts sind die Spuren des Hochwassers auf den ersten Blick verwischt, wie etwa in der südböhmischen historischen Stadt Cesky Krumlov (Krummau). Der Besucher würde heute kaum noch glauben, dass die dortigen Straßen und Häuser vor einem Jahr unter Wasser standen. Man kann sich davon allerdings überzeugen: Auf einer Webseite, auf der vor einem Jahr die aktuellsten Berichte und Hinweise zum Hochwasser veröffentlicht wurden, findet man heute, unter www.ckrumlov.cz, eine Photogalerie, die einige ausgewählte Orte des Zentrums damals und heute zeigt. Doch obwohl die Fassaden renoviert wurden und das Zentrum der UNESCO-Stadt schön aussieht, muss sie sich mit weniger sichtbaren Folgen auseinandersetzen. Auf Krumlov wartet die Renovierung einiger Brücken, der weniger attraktiven Stadtteile, Maßnahmen zur Sicherung der Statik der historischen Gebäude usw. Sichtbarer sind die Spuren in dem Prager Stadtviertel Karlín, das zu einem Symbol der Hochwasserkatastrophe in der Hauptstadt wurde. Woran erinnert sich eine Bewohnerin Karlíns, Indra Hildebrandt-Sochor, ein Jahr danach?

"Also ich erinnere mich vor allem noch daran, wie wir nachts weg mussten, als es geregnet hat. Ich erinnere mich an die ersten Eindrücke, als wir zurück konnten, an den ganzen Schlamm, an den Geruch vor allem, den werde ich - glaube ich - nicht vergessen. Ja, das ganze Durcheinander, die Menschen, die teilweise nicht wussten, wohin. Ja, und dann auch das Gefühl, unser Haus zu sehen, dass unser Haus noch steht, das habe ich auch sehr lebhaft vor Augen."

Nach sechs Wochen konnte Indra Hildebrandt-Sochor wieder in ihre Wohnung zurückkehren. In der Wohnung gab es bereits Strom, auf Gas und Warmwasser musste man bis Oktober, auf einen Telephonanschluss bis November warten. Manchmal hat die Karlín-Bewohnerin das Gefühl, dass das Provisorium immer noch ein bisschen andauert. Dies bezieht sich auf das Haus, aber vor allem auf dessen Umgebung:

Ganz Karlín ist eine riesige Baustelle
"Also bei und im Haus unten war eine Apotheke, die ist bis heute nicht ganz fertiggestellt, weil die Gelder einfach teilweise fehlen. Und dann natürlich die Umgebung. Ganz Karlín ist eine riesige Baustelle, viele Geschäfte sind geschlossen, einige Häuser sind erst jetzt abgerissen worden, einige eingestürzte Häuser liegen immer noch eingestürzt. Also, es wird noch lange dauern."

Trotzdem hat Frau Hildbrand-Sochor das Gefühl, dass man in Karlín leben kann.

Karlin: einige eingestürzte Häuser liegen immer noch eingestürzt
"Jetzt erst recht, glaube ich, wenn man sieht, jeden Tag passiert etwas. Es gibt natürlich Geschäfte zum Einkaufen, und es ist fast spannend zu sehen, wie sich alles langsam erneuert. Es geht voran, es geht nicht rückwärts. Und es gibt auch Hoffnung."

Genau ein Jahr nach der höchsten Flutwelle, am 14. August 2003, wurde Karlín um eine Straße größer. Sie trägt den Namen Karolínská und soll eine neue Entwicklung des Stadtviertels symbolisieren. In der Kirche des hl. Cyrill und Method wurde am selben Tag eine Ausstellung von Photos eröffnet, die im August 2002 von Rettungsmitarbeitern in überfluteten und nicht zugänglichen Gebieten gemacht wurden. Sie ist ein Bestandteil der Wiederaufnahme des Lebens in Karlín. Dieser Ausstellung werden sich bald Großflächenbilder in den Straßen anschließen, die die Karlíner unterhalten sollen, des Weiteren sechs neue Statuen junger Bildhauer sowie Ausstellungen von Künstlern, die einen Bezug zu Karlín haben.