„Ich biete Syphilis und Aids“ - Chomutov startet drastische Kampagne gegen Prostitution
Ein falscher Polizist und ein Kamerasystem, das die Freier bei der Kontaktaufnahme filmt – die nordböhmische Stadt Chomutov / Komotau kämpft schon länger gegen die Prostitution in ihren Straßen an. Jetzt hat sogar die Bewohnerin eines verrufenen Straßenzuges selbst Initiative ergriffen, um die unerwünschten Frauen und ihre Kunden abzuschrecken und zwar mit großformatigen Hinweisschildern. Christian Rühmkorf sagt Ihnen, was darauf zu sehen ist.
Diese Schilder-Kampagne zur Abschreckung von Prostituierten und ihren überwiegend deutschen Freiern hat sich Simona Kmoníčková ausgedacht. Sie wohnt in der Nähe der verrufenen Lispka-Straße in Chomutov.
„Ich wollte dieser Gegend einfach helfen. Ich selbst habe drei Töchter und es war hier einige Zeit lang auch gefährlich.“
An die 20 Prostituierten gingen dort noch vor einiger Zeit mehr oder weniger verdeckt ihrem Geschäft nach. Das bekommen auch die Anwohner direkt zu spüren, sagt Simona Kmoníčková:
„Sie halten an, winken uns heran, die deutschen Freier, wenn wir da entlang gehen. Sie verwechseln uns oft mit Prostituierten. Mir ist das auch schon passiert, dass ein Freier mich angesprochen hat. Ich bin dann schnell weggegangen. Dass die sich hier alles Mögliche einfangen können bei den Prostituierten, darüber sind sich die meisten von ihnen, glaube ich, gar nicht im Klaren.“
Vor gut einem Jahr ist Kmoníčková mit ihrem Entwurf für die Kampagne zur Stadtverwaltung gegangen und stieß dort auf offene Ohren. Die Stadtverwaltung hat das Geld für die 16 großen Schilder hauptsächlich über das Innenministerium und Sponsoren besorgt. Der stellvertretende Bürgermeister von Chomutov, Jan Řehák, ist froh über die drastische Kampagne:
„Wir können die Prostitution auf der Straße nicht akzeptieren. Auf den Bürgersteigen, wo sich die Frauen anbieten, da gehen auch Kinder. Sie sehen das alles. Hand in Hand damit gehen auch Kriminalität und Drogenmissbrauch.“
Hana Malinová von der Organisation „Lust ohne Risiko“ hält die Kampagne für eine Diskriminierung. Ihre Untersuchung von 180 Prostituierten in Chomutov habe ergeben, dass keine von ihnen an Aids leide, sagte Malinová gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:
„Das zeigt, dass es sich bei dieser Aktion der Stadtverwaltung um den Straftatbestand der üblen Nachrede handeln kann. Eine Prostituierte könnte sicher Anzeige erstatten, weil sie sich in ihren Rechten verletzt sieht.“
Vizebürgermeister Řehák sieht das anders:
„Wir haben Informationen, dass diese Frauen keine regelmäßigen Kontrollen durch einen Gynäkologen in Anspruch nehmen. Man kann also davon ausgehen dass einige dieser Frauen mit den angeführten Krankheiten infiziert sind und ihre Kunden anstecken.“
Abschreckung vor Ansteckung – ob diese Rechung in Chomutov aufgeht, das werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.