„Im Totaleinsatz“ – Ausstellung über Zwangsarbeit in Leipzig eröffnet
Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus eröffnet am Freitag im Neuen Rathaus in Leipzig der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds die Ausstellung „Im Totaleinsatz“. 250 persönliche Dokumente und Fotografien gewähren einen Einblick in das Leben tschechischer Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland geschickt wurden. Die Wanderausstellung war bereits zwei Jahre lang in der Tschechischen Republik zu sehen. In Deutschland ließ sie sich zunächst in Berlin und danach auf Rügen und in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora besichtigen. Radio Prag sprach mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Martin Hořák über die Exposition.
„Beides. Initiiert vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und unsere Mitarbeiter haben sich an der Konzeption und an der Realisation beteiligt.“
Worum genau geht es in der Ausstellung?
„Wir wollten die Schicksale von tschechischen Zwangsarbeitern dokumentieren. Das ist eine Gruppe, von der man lange Zeit weder in Deutschland noch in der Tschechischen Republik gehört hat. Und wir wollten also an diese vergessenen Opfer der Nazi-Diktatur erinnern.“
Warum organisiert ausgerechnet der Zukunftsfonds so eine Ausstellung?
„Ich würde sagen, dass es ein Thema ist, dass mit dem Herz des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds verbunden ist. Denn unser Fonds hat sich an der Entschädigung der Zwangsarbeiter beteiligt, wir haben mehr als 100.000 Anträge dieser Menschen bearbeitet. Wir haben eine Menge von Unterlagen und Fotografien gesammelt, also eine Menge an Beweisen für die Zwangsarbeit.“Was wird jetzt in der Ausstellung in Leipzig gezeigt?
Die Ausstellung ist im Prinzip in drei Teile gegliedert. Die Besucher können sich in der Ausstellung die Entwicklung des ganzen Systems der Zwangsarbeit anschauen und einzelne Schicksale von Menschen verfolgen. Es folgen dann Kapitel, die sich mit Entschädigung oder Wiedergutmachung beschäftigen und am Schluss werden konkrete Personen als Vertreter verschiedener Opfergruppen vorgestellt. Es gibt zum Beispiel ein Porträt von Professor Kolmer, ein ehemaliger Auschwitz-Häftling, von Ingenieur Ružička, ein ehemaliger Zwangsarbeiter und Frau Skleničková, die die Vernichtung von Lidice überlebt hat.“
Wen möchte der Zukunftsfond mit der Ausstellung erreichen? Gibt es bestimmte Gruppe von Menschen, die angesprochen werden sollen?„Ja, wir versuchen systematisch mit jungen Leuten zu arbeiten. Das ist auch ein wichtiger Programmpunkt des Fonds und besonders in Leipzig bereiten wir drei Veranstaltungen für Schulen und junge Leute vor. Das ist eine sehr wichtige Gruppe, die wir ansprechen wollen.“