Imker in Budweis empfangen Kollegen aus der Ukraine

Seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sind mehrere Hunderttausend Menschen aus dem Land nach Tschechien geflüchtet. Ein Imker aus der südukrainischen Stadt Saporischschja wurde mit seiner Familie in České Budějovice / Budweis aufgenommen.

Mykola Bordunow | Foto: Jitka Cibulová Vokatá,  Tschechischer Rundfunk

Imker Mykola Bordunow musste zu Hause 260 Bienenvölker hinterlassen. Kurz nach Kriegsbeginn flüchtete er mit seiner Familie aus der Südukraine nach Südböhmen. Die Imker aus Budweis schenkten dem angekommenen Kollegen einige Bienenvölker. Um diese kümmert sich Bordunow nun im Garten des Biologischen Zentrums der Akademie der Wissenschaften. Nach Tschechien sei er Mitte März gekommen, erzählte der Ukrainer in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Als der Krieg begann, wollten wir anfangs nicht fliehen. Aber einer meiner Söhne hat eine Behinderung. Alle Krankenhäuser wurden geschlossen, und in den Apotheken gab es keine Medikamente mehr. Also fingen wir an, darüber nachzudenken, wie wir das Land verlassen könnten.“

Zentrum Arpida in Budweis | Foto: Zdeněk Zajíček,  Tschechischer Rundfunk

Mykola Bordunow arbeitete schon vor Jahren einmal kurz in Tschechien. Aus diesem Grund entschied er sich, hierzulande um vorübergehendes Asyl zu ersuchen. Das Zentrum Arpida in Budweis betreut Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Die NGO griff Bordunows Familie unter die Arme und kümmerte sich auch um Mykolas Sohn.

„Arpida hat meiner Familie Unterkunft und auch Arbeit besorgt,“ merkte der Geflüchtete an.

Václav Krištůfek | Foto: Andrea Poláková,  Tschechischer Rundfunk

In Budweis lernte Bordunow die dortigen Imker kennen, die ihm zwei Bienenvölker überließen. Mit seinen neuen Kollegen tauscht er nun regelmäßig Erfahrungen aus. Imker Václav Krištůfek zeigt in seinem Garten auf einen der Bienenstöcke:

„Vor kurzem habe ich gerade mit dem Imkerbesen die Bienen von den Waben gefegt. Mykola sagte, er benutze zum Kehren eine Pfefferminzpflanze. Die Bienen seien dann ruhiger, sagte er mir. Das habe ich dann den anderen Imkern erzählt, und wir werden es nun auch ausprobieren.“

Illustrationsfoto: Jitka Cibulová Vokatá,  Tschechischer Rundfunk

Krištůfek fügt hinzu, dass die Bienenzucht ständig erweitert werde. Aber einhundert neue Bienenstöcke, wie Mykola es im Scherz vorschlug, seien allzu viele. Der Flüchtling aus Saporischschja lächelt:

„Ich habe hier meinen Freund Václav und die Bienen – alles würde wieder gut werden.“

Vor dem Krieg hatte der Ukrainer zu Hause 260 Bienenvölker. Seine Frau und sein zweiter Sohn halfen ihm, sich um diese zu kümmern. Nach Kriegsbeginn gelang es Bordunow noch, einen Imker zu finden, der nun versucht, die Bienenvölker weiter zu versorgen:

Illustrationsfoto: Tomáš Mařas,  Tschechischer Rundfunk

„Er fängt erst mit der Imkerei an. Ich habe ihm versprochen, ihn von Böhmen aus zu beraten und ihm Anleitungen und Fotos zu schicken.“

Mykola Bordunow plant vorläufig nicht, in seine Heimat zurückzukehren. Er wünsche sich, dass es vor allem seinen Kindern gut gehe und dass sie in Frieden leben könnten, so der Imker. Aus diesem Grund habe er ein klares Ziel:

„Wir müssen Tschechisch lernen, den anderen Menschen helfen und ehrlich arbeiten. Dann gelingt auch alles andere.“

Autoren: Martina Schneibergová , Jitka Cibulová Vokatá
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