Internationale Finanzkrise gefährdet Budgetentwurf und Autoindustrie
Die internationale Finanzkrise zeigt auch in Tschechien immer stärkere Auswirkungen. Zwar betonen Politiker und Experten immer wieder, der Bankensektor sei gesund. Doch der Budgetentwurf für das Jahr 2009 ist mittlerweile ein gutes Stück von der wirtschaftlichen Realität entfernt. Und auch einer der wichtigsten tschechischen Wirtschaftszweige, die Automobilindustrie, kommt immer mehr unter Druck.
„Die Finanzkrise ist viel schneller als die Budgetgesetze. Wichtig ist, dass wir die Ausgaben und die Einnahmen fixiert haben. Niemand von uns weiß, wie die Situation zum Jahreswechsel aussehen wird.“
So der Finanzminister am Donnerstag im Tschechischen Fernsehen. Der finanzpolitische Sprecher der größten Oppositionspartei, der Sozialdemokrat Bohuslav Sobotka, sieht sich in seinen Bedenken gegenüber dem Budgetentwurf der Regierung bestätigt:„Der Haushaltsentwurf basiert auf unrealistischen Zahlen. Es hat keinen Sinn, im Parlament ein Budget zu beschließen, von dem klar ist, dass es im nächsten Jahr weder auf der Ausgaben- noch auf der Einnahmenseite erfüllt werden kann.“
Die meisten Finanzexperten gehen sogar von noch geringeren Wachstumsraten aus. Die pessimistischsten Prognosen sprechen mittlerweile von einer Zwei vor dem Komma. Die tschechische Nationalbank ČNB hat bereits vor mehr als zwei Monaten nur mehr ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent prognostiziert. Nächste Woche veröffentlicht die Notenbank neue Zahlen. Konkrete Zahlen wollte ČNB-Vizegouverneur Mojmir Hampl, deshalb am Donnerstag noch nicht nennen. Die Richtung sei aber eindeutig:
„Es ist klar, dass erstens die Unsicherheit sehr groß ist. Es ist also sehr schwierig, Prognosen zu erstellen. Uns zweitens deuten leider alle weltweiten Signale in eine bestimme Richtung – nach unten. Die Wachstumsaussichten werden eher schlechter sein, als wir es bisher erwartet haben. Ganz Sicher nicht besser.“
Die Auswirkungen der Finanzkrise bekommt auch die tschechische Automobilindustrie immer deutlicher zu spüren. Bereits vor einigen Wochen setzte der größte heimische Autobauer Škoda die Produktion kurzfristig aus. Die Krise ließ die Nachfrage nach Neuwagen stark einbrechen. Um den Absatz anzukurbeln, kündigte Škoda Auto deutliche Preissenkungen an. Dennoch spricht die tschechische Autobranche mittlerweile von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen, die gefährdet sind. Dies bestätigte der Leiter des Verbands der Automobilindustrie, Antonín Šípek, im Tschechischen Fernsehen.
„Durch die Krise kommt es zu einer Verringerung der Produktion. Wir können nicht auf Halde produzieren. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als die Zahl der Arbeitsplätze zu reduzieren.“ Sprich: Arbeitnehmer zu entlassen.
Noch härter trifft die Krise die zahlreichen tschechischen Zulieferbetriebe. Sie spüren nicht nur die gesunkene Nachfrage im Inland. Wenn zum Beispiel in Deutschland die Auto-Produktion heruntergefahren wird, bekommt man die Folgen auch in Tschechien zu spüren.