Island und Lateinamerika als „Hauptfächer“ – 36. Sommerfilmschule in Uherské Hradiště

Sommerfilmschule in Uherské Hradiště (Foto: ČTK)

Das zweitgrößte Filmfestival der Tschechischen Republik ist seit dem Wochenende in vollem Gang. Die Letní filmová škola (zu Deutsch: Sommerfilmschule) im mährischen Uherské Hradiště ist aber kein gewöhnliches Festival. Es gibt keinen Wettbewerb und damit auch keine Preise zu gewinnen.

Sommerfilmschule in Uherské Hradiště  (Foto: ČTK)
Schon traditionell findet die Sommerfilmschule in Uherské Hradiště in der Mitte der Schulferien statt. Sie lockt Jahr für Jahr – seit 1964 – vor allem junge Filmfans, die oft nur mit Rucksack und Zelt anreisen. In diesem Jahr haben sich schon an die 4000 Besucher akkreditiert. Und es werden noch mehr erwartet. Sie kommen, obwohl – oder gerade weil – sich die Sommerfilmschule passend zu ihrem Namen vor allem als Bildungsveranstaltung versteht. Film will man nicht als Ware sondern als Kunst vermitteln, jedes Jahr mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten. In diesem Jahr werden der isländische und der neue lateinamerikanische Film unter die Lupe genommen, sagt Pavel Bednařík, der künstlerische Leiter der Sommerfilmschule:

Hrafn Gunnlaugsson: „Der Flug des Raben“
„Der isländische Regisseur Hrafn Gunnlaugsson stellt in Uherské Hradiště seine mythologisch geprägten Filme aus den 80er Jahren vor. Sie verhalfen damals dem isländischen Kino zu internationalem Ruhm. Aber es kommen auch weitere Regisseure aus der gegenwärtigen und älteren Generation isländischer Filmemacher. Ein Kontrast dazu ist die Sektion zum jungen lateinamerikanischen Kino, das bei uns noch nicht so bekannt ist. Es werden neue Tendenzen in der Kinematographie aus Ländern wie Argentinien und Mexiko, aber auch aus Kolumbien oder Honduras vorgestellt. Dort ist eine Welle junger Filmemacher am Werk, die einen neuen, unkonventionellen Zugang zum Medium pflegen.“

Einen dritten Schwerpunkt setzt die Sommerfilmschule in der Sektion „Fußballfieber“. Stargast ist der britische Regisseur Ken Loach. Er widmet sich in seinem Streifen „Looking for Eric“ dem exzentrischen französischen Fußballstar Eric Cantona. Den Veranstaltern in Uherské Hradiště geht es darum Fußball in einem breiteren Kontext zu präsentieren. Pavel Bednařík:

Eric Cantona  (Foto: Georges Biard,  www.wikimedia.org)
„Es soll auch darum gehen zu zeigen, dass Fußball ein gesellschaftliches und politisches Phänomen ist. Dazu haben wir elf Filme, beziehungsweise elf Filmblöcke ausgewählt, die neben der Liebe zum Sport auch extreme Formen dieses Phänomens behandeln, wie zum Beispiel die Hooligans oder den Fanatismus in den Stadien.“

Auch die Filmgeschichte kommt nicht zu kurz. Im Mittelpunkt von drei Retrospektiven, die thematisch nicht unterschiedlicher sein können, stehen der französische Regisseur und Komiker Jacques Tati, das deutsche Enfant terrible Rainer Werner Fassbinder und der legendäre slowakische Filmemacher Jan Kadár.

Abgerundet wird das bunte Programm durch Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen. Die Sommerfilmschule in Uherské Hradiště läuft noch bis zum 1. August.