Janaceks "Ausflüge des Herrn Broucek" im Prager Nationaltheater

Die Ausflüge des Herrn Broucek (Foto: CTK)

Bereits vor einigen Jahren wurde im Prager Nationaltheater ein Projekt ins Leben gerufen, das auf das Jahr 2004 abzielt, in dem der 150. Geburtstag des mährischen Komponisten Leos Janacek begangen wird. Jedes Jahr wird in diesem Haus eine Oper von Leos Janacek einstudiert. Über die nun bevorstehende Premiere hören Sie mehr im folgenden Beitrag von Markéta Maurová.

Die Ausflüge des Herrn Broucek  (Foto: CTK)
Das Nationaltheater in Prag bringt an diesem Samstag eine neue Inszenierung der Oper "Die Ausflüge des Herrn Broucek" von Leos Janacek. Zur musikalischen Einstudierung wurde der britische Dirigent und hervorragende Kenner der tschechischen Musik, Sir Charles Mackerras, eingeladen. Er dirigierte Janaceks Opern schon in der ganzen Welt. In Prag gab er bereits zahlreiche Konzerte, mit dem Nationaltheater arbeitet er aber zum ersten Mal zusammen. Zum eben aufgeführten Werk sagte er auf einer Pressekonferenz:

"Während andere Opern Janaceks tragisch und sehr dramatisch sind, ist Broucek, besonders im ersten Teil ganz burlesk. Es ist eine komische Oper. Im zweiten Teil kommt es zu einer Mischung von zwei Stimmungen - einerseits ist dies sehr ernst, andererseits sieht man jedoch Broucek als einen typischen tschechischen Anti-Helden, wie Schwejk. Broucek hat immer Angst vor den Hussiten und verhält sich ziemlich schlecht. Bereits Janacek sagte, dass wir ihn im ersten Teil zwar nicht lieben, aber doch mit ihm zumindest einverstanden sein sollen. Im zweiten Teil, da solle man ihn aber hassen."

Die Ausflüge des Herrn Broucek  (Foto: CTK)
"Der Ausflug des Herrn Broucek zu dem Mond" und "Der Ausflug des Herrn Broucek ins XV. Jahrhundert" heißen zwei Teile der Oper, deren Libretto aufgrund der Erzählungen des tschechischen Schriftstellers des 19. Jahrhunderts Svatopluk Cech entstanden ist. Sie schildern zwei Träume, die der spießig-biedere Hausbesitzer Broucek (d.h. Käferchen), betrunken und vor dem Wirtshaus Vikarka auf der Prager Burg in den Schlaf gesunken, spinnt: zuerst reist er auf den Mond, wo nach seiner Vorstellung die Menschen keine Probleme mit ihren Mietern, der klatschsüchtigen Presse oder der Politik haben. Beim zweiten Mal gerät er ins Jahr 1420, mitten in die Hussitenkriege, in denen seine Feigheit mit dem Heldentum der Hussiten kontrastiert.

Die Ausflüge des Herrn Broucek  (Foto: CTK)
Die Oper wird nun in der Fassung gespielt, in der sie im Jahre 1920 im Prager Nationaltheater ihre Uraufführung erlebte. Diese ursprüngliche Fassung hat der Musikwissenschaftler Jiri Zahradka rekonstruiert:

"Diese Inszenierung kehrt zur Gestalt des Jahres 1920, einschließlich der durchgeführten Streichungen, zurück - und auch zur ursprünglichen Instrumentierung. Nur an einigen wenigen Stellen hat sich der Dirigent Charles Mackerras entschieden, einige Stimmen zu verstärken. Aber sonst ist es die Janacek-Inszenierung mit einigen Eingriffen Otakar Ostrcils, mit denen Janacek jedoch einverstanden war."