Kampagne gegen Rassismus: Multikulturalismus in die Bibliotheken

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Mehr multikulturelle Vielfalt in die tschechischen Bibliotheken - so lautet das Motto eines Projektes, das gegenwärtig unter der Regie des Multikulturellen Zentrums Prag und der Vereinigung "Jugend für interkulturelle Verständigung" in Brno/Brünn läuft. Mehr dazu hat Silja Schultheis für Sie in Erfahrung gebracht.

Als Teil der von der tschechischen Regierung finanzierten "Kampagne gegen Rassismus" verfolgt das Projekt "Vielfalt in die Bibliotheken" vor allem das Ziel, der Öffentlichkeit - und nicht zuletzt Kindern und Jugendlichen - mehr Informationen über in Tschechien lebende Minderheiten zugänglich zu machen. An insgesamt 500 Bibliotheken haben die Organisatoren Bücher mit multikultureller Thematik verschickt, zusätzlich wurden Diskussionsveranstaltungen und Lesungen angeboten und begleitend wandert gegenwärtig eine Ausstellung mit dem Titel "Ich - und ein Rassist?" durch Tschechien, die auf einem gleichnamigen, aus dem Englischen übersetzten Comic basiert. Die Kampagne ist bewusst nicht nur auf größere Städte konzentriert, sondern erstreckt sich auch auf kleinere Orte. So reiste Zuzana Kralova von der Brünner Organisation "Jugend für interkulturelle Verständigung" am Mittwoch beispielsweise ins mährische Grenzgebiet, gemeinsam mit einer Roma-Lektorin aus dem Brünner Museum für Roma-Kultur. Von letzterer erfuhren die Schüler in der Grenzregion Einiges über die Arbeit des Roma-Museums, vor allem aber über das Leben der Roma, ihre Geschichte und ihre Bräuche. Von der Resonanz der Kinder, die diese Thematik sehr zu interessieren schien und die der Roma-Lektorin zum Abschied sogar eine Blume überreichten, zeigte sich Zuzana Kralova einigermaßen überrascht - nicht ohne Grund, denn in Brno/Brünn, einer Stadt mit einer großen Roma-Gemeinde und einem eigenen Roma-Viertel, waren die Reaktionen der Schüler ganz anders ausgefallen:

"In Brünn reagierten die Schüler eher überheblich, so in dem Stil: Klar, Sie können uns hier erzählen, was Sie wollen, wir wissen unseren Teil bereits und werden sowieso nicht in das Roma-Viertel gehen, auch wenn Sie sagen, dass es dort ungefährlich ist. Das glauben wir eh nicht. Im Grenzgebiet hingegen waren die Kinder viel offener eingestellt, obwohl es auch dort eine zahlreiche Roma-Minderheit gibt. Hier hörten sie sich alles ohne Vorurteile an und es gab keine abschätzigen Reaktionen."

Ob sie den Eindruck habe, dass in den Schulen insgesamt zu wenig über diese Problematik informiert werde? Zuzana Kralova:

"Ich denke, dass die Schulen zum Teil nicht dazu kommen, sich mit diesen Problemen zu beschäftigen. Aber selbst wenn die Schüler vorher im Unterricht informiert wurden und es dort eine multikulturelle Erziehung gibt, macht es doch einen ganz anderen, viel stärkeren Eindruck auf sie, wenn sie mit eigenen Ohren dem Vertreter einer Minderheit zuhören können, der über sich selbst spricht, ob er sich diskriminiert fühlt oder nicht."