Regierungskampagne gegen Rassismus: Neue Projekte bringen neue Perspektiven
Förderung von Toleranz und Verständnis zwischen ethnischen Minderheiten und der tschechischen Mehrheitsbevölkerung: Mehrere Projekte, die sich dieser Zielsetzung verschrieben haben, werden von der tschechischen Regierung im Rahmen eines Schwerpunktprogramms unterstützt. Offiziell läuft dieses unter dem Namen "Kampagne gegen Rassismus - Projekt Toleranz". Gegenwärtig befindet sie sich im fünften Jahr ihres Bestehens. Über den aktuellen Stand der Dinge gab es am Mittwoch eine Pressekonferenz im Regierungsamt, Gerald Schubert war vor Ort:
Ganz offensichtlich will auch die neue tschechische Regierung die bewährte "Kampagne gegen Rassismus" fortsetzen. Als entsprechendes Signal der Kontinuität kann die Tatsache angesehen werden, dass der erst seit wenigen Wochen amtierende Premierminister Stanislav Gross die Pressekonferenz über den aktuellen Fortgang des Programms eröffnete:
"Das Phänomen der Intoleranz lebt in unserer Gesellschaft fort. Ich glaube, wir sollten alle dazu beitragen, dass die Menschen einander mehr Rücksicht entgegenbringen. Die Unterschiede zwischen den Menschen sollten als Ausdruck der Vielfalt angesehen werden. Dabei ist es besonders wichtig, dass sich nicht bereits in der Schule verschiedene Barrieren herausbilden, die dann in den Menschen bis ins Erwachsenenalter weiter bestehen und dann zu Unverständnis führen. Denn ich denke, dass das unsere Gesellschaft als Ganzes bremst."
Konkret sind es vier Projekte, die dieses Jahr in die Kampagne integriert sind: Eines heißt "Vielfalt in die Büchereien" und setzt sich für die Ausstattung tschechischer Bibliotheken mit Literatur ein, die den Menschen, wie es heißt, "die Tür zu anderen Kulturen öffnen soll". Ein zweites Projekt beobachtet die rechtsradikale Szene in Tschechien und will der Regierung auf Grundlage der Ergebnisse Vorschläge für künftige Kampagnen unterbreiten. Ein dritter Bestandteil des Programms beschäftigt sich mit der Ausbildung von Richtern und Beamten im Zusammenhang mit den Antidiskriminierungsgesetzen der Europäischen Union. Das vierte Projekt setzt vor allem auf die Zusammenarbeit mit den Medien und trägt den etwas ungewöhnlichen Namen "Wir sind alle Opfer". Was es damit auf sich hat erklärt Jan Jarab, Regierungsbevollmächtigter in Menschenrechtsfragen, gegenüber Radio Prag:"Hier bemühen wir uns zu sagen, dass nicht nur die direkten Opfer als Opfer des Rassismus gelten müssen, sondern auch die Täter. Leute, die sich nicht von ihren rassistischen Ideen befreien können. Denn in Wirklich verlieren diese Menschen etwas im Leben."
Um ein Relativieren des Opferbegriffs soll es dabei aber nicht gehen, sagt Jan Jarab. Eher schon um eine neue Perspektive auf das Gesamtproblem Rassismus.