Mit Schockeffekt gegen Rassismus

´Personen mit Sommersprossen ist es verboten, Autobusse und O-Busse zu benutzen´(Foto: www.jewishmuseum.cz)
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"Personen mit Sommersprossen ist es verboten, Autobusse und O-Busse zu benutzen" - diesen Text kann man auf einem beleuchteten Plakat in einer der City-Light-Vitrinen im Prager Stadtzentrum sehen. Diesen Hinweis sowie andere ähnliche Warnungen kann man seit vergangener Woche an siebzig Stellen in der tschechischen Hauptstadt lesen. Die Plakate sind Bestandteil einer Kampagne gegen Rassismus und Fremdenhass, die vom Prager Jüdischen Museum gestartet wurde.

Insgesamt acht Varianten verschiedener absurd klingender Verbote kann man auf den Plakaten an verschiedenen Orten in Prag lesen. Das Jüdische Museum hat die Plakate graphisch einfach und klar gestaltet: Auf einer schwarzen Unterlage leuchten die auffallend gelben Texte. Mit der Kampagne wollen die Initiatoren vor allem junge Menschen ansprechen, die nur wenig oder überhaupt nichts über die Formen der Verfolgung der Juden in den Jahren 1939-1945 wissen, sagt Marie Zahradnikova, Mitarbeiterin des Museums:

"Es geht um eine Paraphrase der antijüdischen Verordnungen, die im Protektorat Böhmen und Mähren galten. Anstelle der Überschrift, dass beispielsweise den Juden verboten ist, zu bestimmten Zeiten Geschäfte zu betreten, oder dass Juden nicht telefonieren dürfen, kann man auf den Plakaten lesen, dass blonde Menschen nicht telefonieren dürfen. Mit der Kampagne wollen wir die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ein Problem lenken, das in der tschechischen Gesellschaft immer noch existiert, und zwar das Problem der Diskriminierung derjenigen, die sich von der Mehrheit irgendwie unterscheiden."

Jedem Text auf dem Plakat ist eine ganz klein gedruckte Erklärung beigefügt, die darauf aufmerksam macht, dass ähnlich absurde Verbote wirklich auf dem Gebiet Tschechiens einst galten und sich auf Juden bezogen. Die Tatsache, dass jemand damals nicht mit der Straßenbahn fahren durfte oder seinen Rundfunkempfänger abgeben musste, scheint zwar den Initiatoren der Kampagne zufolge noch nicht sehr schlimm gewesen zu sein. Es ging jedoch um die Vorbereitung auf das, was folgen sollte: Die Konzentrationslager, Gaskammern und sechs Millionen Ermordete. Falls sich die Kampagne, die in Prag bis zum 12. Februar läuft, bewährt, soll sie auch auf andere Städte übertragen werden.

Foto: www.jewishmuseum.cz