Jüdisches Museum in tschechischer Hauptstadt übernimmt Prag-Malereien von Cleve Gray
Das Jüdische Museum in Prag hat sechs großformatige Gemälde des US-amerikanischen Künstlers Cleve Gray (1918-2004) in seine Sammlung übernommen.
Der Museumsleitung zufolge sind die Bilder eine der bedeutendsten Schenkungen, die das Haus seit Ende des Zweiten Weltkriegs bekommen hat. Gray verarbeitete in ihnen die Eindrücke seiner Besuche in Prag und der jüdischen Baudenkmäler der Stadt in den 1980er Jahren. Darüber informierte das Museum am Mittwoch in einer Pressemitteilung.
Die sechs Bilder sind Teil des umfangreichen Zyklus‘ „In Prague“ (In Prag). Bei seiner Reise 1984 hatte den Künstler vor allem der alte jüdische Friedhof beeindruckt: „Die Autopsie dieses Friedhofs war ein erschreckendes, beunruhigendes Erlebnis – in Schichten sich überlagernde Gräber und aneinander gedrängte Grabsteine, denn nicht einmal den jüdischen Toten war es erlaubt, die Grenze des Ghettos zu überschreiten. Die Steine erzählten von der Sehnsucht, dem menschlichen Geist wenigstens im Tod seine Würde zurückzugeben. Sie wurden für mich zu einer Metapher für die Unbeugsamkeit eines Traumes und für das Gebet in jenen Momenten, in denen es keine Hoffnung zu geben scheint“, berichtete der Maler in einem späteren Interview.
Die Schenkung bekam das Jüdische Museum von der Cleve-Gray-Stiftung, die von den Söhnen des Künstlers, Luke und Thaddeus, vertreten wird. Laut der Museumsleitung beträgt der Wert der Bilder mehrere Hunderttausend US-Dollar. Die Gemälde sollen für die Öffentlichkeit ausgestellt werden.
Cleve Gray war ein abstrakter Maler, Bildhauer und Schriftsteller. 1918 wurde er als Cleve Ginsberg geboren, die Familie änderte ihren Namen 1936 in Gray. Während des Zweiten Weltkriegs diente er beim US-amerikanischen Nachrichtendienst in Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Während der Befreiung von Paris traf Gray mit dem Maler Pablo Picasso und der Schriftstellerin Gertrude Stein zusammen. Nach Kriegsende widmete er sich der bildenden Kunst.