Kampf gegen Feldmäuse: Einsatz von Rattengift wird verboten

Foto: ČTK/Václav Šálek

Nach einem milden Winter oder einem warmen Frühling vermehren sich Schädlinge meist sehr stark. Auf Sardinien führte das in diesem Jahr zu einer Heuschreckenplage, in Tschechien wiederum haben die Feldmäuse überhand genommen. Wie man dieser Plage nun Herr wird, darüber ist ein Streit zwischen Landwirten, Umweltschützern und Ornithologen entbrannt.

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In dieser Woche sorgte eine Entscheidung des staatlichen Agrar-Forschungs- und Kontrollinstituts für große Aufregung: Die Behörde erteilte die Erlaubnis, das Rattengift Stutox II gegen Feldmäuse einzusetzen. Sie tat dies auf Verlangen mehrerer Landwirte, denen das übermäßig hohe Vorkommen der kleinen Nager arg zu schaffen macht. Das ist besonders in den Kreisen Olomouc / Olmütz, Zlín und Südmähren der Fall, wo die Feldmäuse teilweise bis zu 5000 Erdhöhlen pro Hektar angelegt hätten. Jakub Beránek vom Agrar-Forschungs- und Kontrollinstitut verteidigt die Entscheidung seiner Behörde:

„Stutox ist ein Stoff, der sich im Magen der Feldmaus in ein toxisches Gas umwandelt. Und dieses Gemisch verbleibt dann auch in der Regel in den Eingeweiden. Greifvögel, die eine Feldmaus erbeuten, fressen in erster Linie das Fleisch der Nager, nicht aber den Magen. Sollten sie diesen aber zufällig in ihren Schnabel bekommen, dann reagieren sie reflexartig und speien diesen Teil der Beute sofort wieder aus.“

Ornithologen können sich mit dieser Darstellung gar nicht anfreunden. Sie warnen auch weiterhin vor den Gefahren für die Vogelwelt. Václav Zámečník vom tschechischen Verband der Ornithologen hat nämlich folgende Bedenken:

Seeadler | Foto: Yathin S Krishnappa,  CC BY-SA 3.0
„Eine vergiftete Feldmaus wird den Greifvogel wohl nicht umbringen. Aber es dürfte sich anderweitig auf seinen Fortbestand auswirken. Zum Beispiel in der Form, dass dieser Vogel keine Jungen mehr bekommt.“

Zdeněk Machař ist Mitarbeiter des Vogelschutzzentrums in Brno / Brünn. Bei all den Überlegungen, für wen eigentlich das Rattengift eine Gefahr sein könnte, bringt er noch eine andere Komponente ins Spiel:

„Das ist eine tierische Kettenreaktion, denn wo es viele Feldmäuse gibt, da zieht es auch ihre natürlichen Feinde hin. Das sind in erster Linie Turmfalken, Eulen und andere Greifvögel, aber auch die Kolkraben. Sie passen sich der Lage an und kommen instinktiv ebenfalls in Scharen zu den Orten, wo sie gute Beute machen können.“

Und das wiederum, so Machař, könne auch dazu führen, dass nicht für alle Jäger genügend Nahrung da ist und die Schwächsten von ihnen eingehen. Tierfreunde sind zudem besorgt darüber, dass auch Hunde und Katzen sehr leicht mit dem Rattengift in Berührung kommen könnten. Und die Landwirte könnten doch einfach ihre Äcker wieder umpflügen, um die Feldmäuse zu vertreiben, meinen die Umweltschützer.

Die Bauern aber halten dies für keine effektive Maßnahme. Bei der Masse an Nagern müsse schnell und flächendeckend gehandelt werden, um die Ernte zu retten. Zudem übertragen Mäuse Krankheiten. Und gerade wenn sie nach der Ernte nichts mehr auf den Feldern zu fressen vorfinden, ziehen sie in die Städte weiter, sagt der Präsident der tschechischen Agrarkammer, Zdeněk Jandejska.

Über die Medien und das Internet haben beide Seiten ihre Argumente vorgebracht. Doch welcher Schritt nun gegangen wird, war bis Freitag noch nicht klar. An diesem Tag hatte das Landwirtschaftsministerium zu einer Expertenrunde geladen, um im Dialog eine Lösung zu finden. Bereits festgelegt aber wurde, dass die Erlaubnis zum flächendeckenden Gifteinsatz gegen Feldmäuse wieder zurückgezogen wird. Am Montag sollen die Gespräche zusammen mit Vertretern des Umweltministeriums und Ökologen fortgesetzt werden.

Jan Skalík von der Umweltorganisation Hnutí Duha (Bewegung Regenborgen) hat seinen Vorschlag zur Feldmausplage indes schon öffentlich gemacht:

„Es gibt eine ganze Reihe von Wegen, wie man in Hain und Flur arbeiten sollte, damit solche Zustände nicht eintreten. Die einfachste und schnellste von ihnen ist die, dass man den Greifvögeln in der Region ihr Dasein erleichtert. Das schafft man zum Beispiel dadurch, dass man einfache Sitzstände nahe der Felder errichtet, auf denen sie sich ausruhen können.“

Autor: Lothar Martin
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