Kartellvereinbarung wie aus dem Lehrbuch? Arzneimittelgroßhändler stellen Lieferung ein

Die größten Arzneimittelgroßhändler haben die Lieferungen an drei hoch verschuldete Fakultätskrankenhäuser eingestellt - zwei davon in Prag, eines im mährischen Brünn. Für Gesundheitsminister David Rath handelt es sich beim Vorgehen dieser Firmen um unzulässige Kartellbildung. Gerald Schubert berichtet.

"Wenn an einem einzigen Tag alle vier großen Lieferanten, die gewissermaßen ein Monopol haben, die Lieferungen an dieselben drei Krankenhäuser einstellen, obwohl diese ganz unterschiedliche Schulden und auch unterschiedliche Verträge mit ihnen haben, dann ist das ganz eindeutig eine Kartellvereinbarung. Ja, es ist sogar ein Beispiel wie aus dem Lehrbuch", sagt Gesundheitsminister David Rath zum Lieferstopp mehrerer Arzneimittelgroßhändler.

Dem widerspricht Lubomir Chudoba, der Chef der tschechischen Apothekerkammer. Er ist der Ansicht, die Großhändler hätten für ihre Maßnahme durchaus gute Gründe:

"Keines dieser Krankenhäuser zahlt ordnungsgemäß seine offenen Raten. Außerdem erhöht sich durch die Senkung der Gewinnmargen, die der Gesundheitsminister angeordnet hat, auch das Risiko der Apotheken. Das wiederum bedeutet für die Großhändler eine neue Situation gegenüber ihren Banken. Also Hinweise auf eine Absprache kann ich hier keine erkennen."

Mittlerweile haben Premierminister Jiri Paroubek und Finanzminister Bohuslav Sobotka vereinbart, dass eine eventuelle finanzielle Unterstützung der betroffenen Krankenhäuser demnächst vom Kabinett behandelt werden soll. Etwa zwei Milliarden Kronen betragen deren Schulden, das sind mehr als 70 Millionen Euro. Der Finanzminister besteht jedoch darauf, dass Gesundheitsminister Rath mindestens die Hälfte davon aus den Mitteln seines eigenen Ressorts bestreitet.