Antibiotika-Mangel in Tschechien überwunden? Gesundheitsminister kündigt weitere Lieferung und eigene Herstellung an
In den Apotheken Tschechiens fehlt es seit längerem an Penicillin und anderen Antibiotika. Für Montag sind neue Lieferungen angekündigt. Die Medikamente sollen demnächst aber auch wieder in Tschechien selbst hergestellt werden.
Penicillin sei gerade leider nicht vorrätig, erfährt eine Kundin. So klingt es in den Apotheken Tschechiens schon seit mehreren Monaten. Es mangelt an Antibiotika. Martin Kopecký ist Vizepräsident der tschechischen Apothekenkammer und sagte dazu in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Der Krankenstand im vergangenen Jahr war ein Extrem, als Folge der Corona-Jahre nämlich. Etwas Ähnliches könnte theoretisch auch dieses Jahr eintreten. Verantwortlich dafür, dass es in Tschechien ausreichend Medikamente gibt, sind die Hersteller. Ich hoffe, sie sind diesmal besser vorbereitet und haben die Produktionskapazitäten so aufgestellt, dass die nötigen Mittel sehr schnell und in ausreichender Menge geliefert werden können.“
Der Penicillin-Mangel beschäftigt seit Monaten auch das tschechische Gesundheitsministerium. Ressortleiter Vlastimil Válek (Top 09) gibt nun aber vorsichtig Entwarnung. In den Monaten August und September seien mehr als 200.000 Packungen geliefert worden, und am Freitag sei eine neue Fuhre von 52.000 Packungen ins Land gekommen. Die tschechische Vereinigung der Arzneimittellieferanten konnte dementsprechend verkünden, dass am Montag durchschnittlich 20 Packungen an jede Apotheke im Land geliefert würden. Dazu Válek gegenüber der Presse:
„Für mich ist vorrangig, dass das Penicillin wirklich in jede Apotheke gelangt. Darum bin ich froh über die klare Auskunft, dass es auf jeweils 20 Packungen hinausläuft. Die Zulieferer haben sich, ohne es zu müssen, auf eine gerechte und gleichmäßige Verteilung geeinigt und werden nun alles dafür tun, dass jede Apotheke die Packungen bekommt.“
Dies ist offenbar keine Selbstverständlichkeit, wie die Schilderungen von Martin Kopecký bestätigen:
„Derzeit ist die Lage in Tschechien nämlich so, dass es vier große Vertriebsfirmen gibt. Zwei von ihnen betreiben auch Apotheken. Also kann es manchmal durchaus so sein, dass sie ihre eigenen Apotheken bei der Belieferung bevorzugen und für die kleineren Einrichtungen nichts mehr übrigbleibt.“
Eine gleichmäßige Verteilung aller Arten von Medikamenten auf die Apotheken in Stadt und Land soll deshalb ein neues Gesetz regeln, das im Abgeordnetenhaus auf seine dritte Lesung wartet. Wenn es wie geplant im Januar in Kraft trete und die Einhaltung genau kontrolliert werde, könne dies auch einen Schritt zur besseren Versorgung mit Penicillin bedeuten, kommentiert Kopecký.
Eine weitere Möglichkeit, Lieferausfälle aus dem Ausland künftig zu vermeiden, sieht das Gesundheitsministerium in der Wiederaufnahme der Penicillin-Herstellung im eigenen Land. Denn ab den 1940er Jahren wurde das Antibiotikum in Prag und in Roztoky bereits produziert. Die Fertigung wurde allerdings mit der Zeit eingestellt, und heute kommt die Arznei aus der Slowakei, Slowenien, Österreich oder Deutschland nach Tschechien. Er sei nun wieder auf der Suche nach einheimischen Herstellern, verkündete Vlastimil Válek vor knapp zwei Wochen im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen (ČT):
„Wir haben sehr zügig die Verhandlungen aufgenommen. Ich glaube fest daran, dass ich im Laufe des kommenden Jahres den Premier und den Handelsminister über eine erfolgreiche Absprache informieren kann. Dann könnte innerhalb von einem oder anderthalb Jahren die Herstellung dieser Medikamente hierzulande erneut gestartet werden.“
Am Donnerstag konkretisierte der Gesundheitsminister zudem, dass es sich dabei vor allem um generische Medikamente zu relativ niedrigen Preisen handeln werde, die derzeit auf dem europäischen Markt fehlten. Bis dahin ist Tschechien allerdings noch abhängig von den Penicillin-Produzenten im Ausland. Die akute Krise der vergangenen Krankheitssaison scheint aber erst einmal überwunden. Zumindest kündigte Válek schon die nächste Lieferung von weiteren 6000 Packungen für kommende Woche an.