Katholische Fakultät vor dem Aus?
Die Existenz der ältesten Fakultät der Prager Karlsuniversität - der katholischen Theologie - ist ernsthaft gefährdet. Sollte es ihr nicht gelingen, ihre Struktur innerhalb von drei Monaten Grund legend zu ändern, droht die Auflösung durch das Schulministerium. Über die Hintergründe informiert Sie Silja Schultheis.
An dem Ultimatum, das Ivan Wilhelm, Rektor der Karls-Universität, der katholischen Fakultät am Samstag vor versammelter Studentenschaft stellte, gibt es nichts zu deuteln: Entweder die Fakultät erhöhe das Niveau ihrer Lehre, ändere die Aufnahmeverfahren und ihr Statut und mache die Veranstaltungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich, oder das Schulministerium entziehe ihr die Akkreditierung. Letzteres wäre nicht nur gleichbedeutend mit einem weitgehenden Lehrverbot, sondern hätte auch zur Folge, dass der Fakultät künftig keine Mittel mehr aus dem Staatshaushalt zuständen.
Die Diskussion um die katholische Fakultät zieht sich bereits durch die ganzen 90er Jahre. Unter ihrem ehemaligen Dekan Vaclav Wolf geriet sie in Konflikt mit tschechischen Bischöfen, der Universitätsleitung sowie dem Vatikan. Ihr wurde Ultrakonservatismus, einseitige Glaubensauslegung sowie die Nichtrespektierung des 2. Vatikanischen Konzils vorgeworfen. Dadurch, dass die Fakultät Frauen und Laien praktisch nicht als ordentliche Studenten zum Studium zuließ, käme sie quasi einem Priesterseminar gleich und verfolge eigennützige Zwecke, so die Kritiker. Renommierte Theologen wie Tomas Halik verließen die Fakultät, die zudem über ein Statut verfügt, das weder den Vorschriften des Hochschulgesetzes noch denen des Vatikans gerecht wird. Nach mehrfachen erfolglosen Appellen an die Leitung der Fakultät, die Institution zu modernisieren, übertrug das Schulministerium schließlich mitte Dezember vergangenen Jahres jegliche Kompetenzen für die Fakultät auf den Rektor der Universität.
Dieser rief nun am Samstag auch die Studenten auf, sich an der Modernisierung ihrer Fakultät zu beteiligen. Gleichzeitig warnte er, dass er diejenigen, die sich gegen Veränderungen sperren, nicht tolerieren werde. Auf die Befürchtungen einiger Studenten vor Änderungen in der Glaubenslehre reagierte Kardinal Miloslav Vlk, der hinter den Modernisierungsplänen steht, mit dem Hinweis, dass Wilhelm keinerlei Schritte unternehmen werde, ohne vorher Kirchenvertreter zu konsultieren.
Bei der Modernisierung der Fakultät wird dem Rektor Mikulas Lobkowic, ehem. Präsident der Katholischen Universität Eichstätt und gebürtiger Prager, als neuer vorübergehender Dekan der Fakultät zur Seite stehen. Er kommt Ende der Woche von Bayern in die tschechische Hauptstadt. Auf eine Anfrage von Radio Prag war Lobkowic am Montag nicht bereit, sich über die bevorstehende Umstrukturierung zu äußern. Zur Begründung sagte er, er wolle der Katholischen Fakultät durch voreilige Urteile nicht ihr momentan ohnehin kompliziertes Leben erschweren, sondern sich zunächst vor Ort einen Überblick verschaffen.