KHL-Debütant Lev Prag überzeugt als kompaktes Team mit großem Rückhalt

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Ein Experiment ist aufgegangen, nun soll es im Detail verbessert werden. Auf diesen Nenner lässt sich die erste Saison eines tschechischen Eishockeyteams in der Kontinental Hockey League (KHL) bringen. Die in Russland angesiedelte KHL gilt als stärkste Liga des Pucksports in Europa und Asien. In der laufenden Saison nahm auch der neugegründete HC Lev Prag am Spielbetrieb der KHL teil und erreichte auf Anhieb die Play-offs. Dort allerdings war für den Neuling schon in der 1. Runde Endstation – in der Serie mit dem ruhmreichen ZSKA Moskau unterlagen die Prager 0:4 nach Siegen.

Goalie Tomáš Pöpperle  (Foto: ČTK)
Zweimal über 8000 Zuschauer feuerten den HC Lev Prag in den beiden Play-off-Heimspielen gegen den ZSKA Moskau an. Und das nach einer Punktspielsaison des Teams, die laut Goalie Tomáš Pöpperle einer Achterbahnfahrt glich:

„Die Saison verlief für uns sehr eigenartig, es ging rauf und runter. Am Ende aber haben wir den Einzug in die Play-offs geschafft, und darauf können wir schon ein wenig stolz sein.“

Ähnlich sieht es auch Trainer Václav Sýkora:

„Wichtig war, dass wir unser vorrangiges Saisonziel – das Erreichen der Play-offs – geschafft haben. Die Freude darüber war groß, auf der anderen Seite sind wir schon etwas enttäuscht darüber, gleich in der ersten Runde ausgeschieden zu sein.“

Normunds Sejejs  (Foto: Archiv HC Sparta Prag)
Der Gegner war jedoch kein Geringerer als einer der erfolgreichsten Vereine der Welt, der 32-fache sowjetische Meister und 20-fache Europapokalsieger ZSKA Moskau. Da die Moskowiter ihre Trophäen aber hauptsächlich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts einsackten, wären sie durchaus zu knacken gewesen, befand Levs Generalmanager Normunds Sejejs:

„Wir hätten es packen können, vielleicht hat uns dazu einfach etwas Glück gefehlt. Die ersten zwei Begegnungen in Moskau haben wir erst in der Verlängerung verloren. In diesen Spielen hat ZSKA stets den entscheidenden Treffer gesetzt, wir aber haben unsere Chancen nicht genutzt.“

Für Trainer Sýkora war das zweite Match in Moskau der Knackpunkt in der Serie, denn in dem hatte Lev Prag bis 122 Sekunden vor der Schlusssirene noch mit 2:1 geführt. Nach dem späten Ausgleich durch Rylov wurde die Partie noch mit 2:3 verloren und in Prag konnten die Gäste dann befreit aufspielen. Sie gewannen hier mit 3:1 und 2:1, was Torwart Pöpperle bitter aufstieß:

Alexander Radulow  (Foto: ČTK)
„Das ist hart. Die Spiele waren sehr ausgeglichen, drei davon haben wir mit einem Tor Unterschied verloren. Der Endstand der Serie von 0:4 ist ziemlich grausam.“

Trainer Sýkora hatte jedoch zumindest eine Erklärung parat, warum es für seine Mannschaft nicht zu mehr gereicht hat: Alexander Radulow, der Kapitän des ZSKA:

„Radulow wirkt in diesem Team wie eine Antriebsfeder, und das nicht nur auf dem Eis, sondern auch auf der Bank, beim Aufwärmen oder im Training, das ich verfolgen konnte. Er ist ein echter Leader.“

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Einen solchen Leader hat Lev noch nicht gefunden. Die Verantwortlichen des Vereins sind aber froh, in der für sie im Sommer 2012 sehr hektischen Vorbereitungszeit einen vergleichsweise kompakten Kader zusammengestellt zu haben. Und das Gros des Kaders soll auch das Korsett für die kommende Saison bilden, sagt Manager Sejejs:

„12 Spieler der Mannschaft haben einen Vertrag auch für die nächste Saison, mit einigen weiteren Spielern werden wir über eine Verlängerung noch verhandeln.“

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Durchaus zufrieden zeigte sich Sejejs auch mit dem Zuschauerinteresse in Prag. Im Punktspiel gegen Dynamo Moskau wurde mit 16.317 Besuchern sogar ein neuer Zuschauer-Rekord für die KHL aufgestellt. Daher darf man sicher sein, dass die Prager Löwen auch in der nächsten Saison kräftig unterstützt werden.

Autor: Lothar Martin
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