Kinder, Eltern, Großeltern

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Als eine Idylle wird das Zusammenleben von mehreren Generationen im berühmten Roman der tschechischen Schriftstellerin Bozena Nemcova "Die Großmutter" geschildert, dessen Handlung sich in einem böhmischen Dorf des 19. Jahrhunderts abspielt. Wie die Lage heute aussieht, wie eng die Beziehungen zwischen den einzelnen Generationen sind, damit beschäftigt sich im folgenden Beitrag Markéta Maurová.

Die Hilfe vonseiten der Großeltern ist in tschechischen Familien sehr groß, sagen Soziologen. Obwohl sie sich in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt hat, ist sie wesentlich intensiver als etwa in Deutschland. Fast als selbstverständlich wird hierzulande betrachtet, dass sich die Großeltern an der Fürsorge für ihre kleinen Enkel beteiligen. Damit ist auch Lenka Kapsova einverstanden, eine Mutter von zwei kleinen Kindern im Alter von vier und zwei Jahren.

"Ich kann dies bestätigen, glücklicherweise. Man kann dies als keine Regel betrachten, die für jeden gilt, bei uns funktioniert es aber glücklicherweise so. Ich würde die Hilfe nicht als regelmäßig bezeichnen, sondern sie steht mir eher im Bedarfsfall zur Verfügung. Sie betrifft nicht etwa jedes Wochenende, aber wenn wir einen Babysitter brauchen, können wir uns sowohl an meine Mutter als auch an die Mutter meines Mannes wenden."

Was das gemeinsame Wohnen betrifft, so ist die Tendenz eindeutig: Immer häufiger wohnen nur die sog. Kernfamilien, d.h. der Vater, die Mutter und ihre Kinder in einem Haushalt. Doch es gibt etwa 15 % der Haushalte, in denen Großeltern mit der jungen Familie wohnen. Ein solches Zusammenziehen in ein Haus plant bald auch die Familie Kapsa:

Illustrationsfoto: Lenka Žižková
"Wir erwarten vom Zusammenleben mit meiner Mutter einen gegenseitigen Vorteil. Die Gründe dafür sind sozusagen praktisch, vor allem finanziell. Das Haus, in dem sie wohnt, kann man mit zwei Familien finanziell verkraften. Auch der Gesundheitszustand meiner Mutter spielte bei der Entscheidung eine Rolle. Die Mutter verspricht sich vom Zusammenleben vor allem unsere Gesellschaft, die sie sehr erfreuen würde, vor allem die Gesellschaft der Enkel. Und wir wiederum versprechen uns die Hilfe, die groß ist und unsere Lage sehr erleichtert."

Auf das Zusammenleben freut man sich also, doch trotzdem ist es erforderlich, gewisse Grenzen und Bedingungen festzulegen:

"Wir planen das, was wir für das Zusammenleben für optimal oder fast notwendig halten, und zwar das Zusammenleben in einem Haus, aber möglichst getrennt in Bezug auf die Privatsphäre und den Familienbetrieb. Dies bedeutet vor allem getrennte Eingänge, damit man nicht immer vor Augen hat, wer wann kommt und weggeht, und getrennte Küchen, denn das ist wohl ein Sprengstoff bzw. ein kritischer Punkt, wenn zwei Frauen in einem Haushalt wirtschaften."