Geburten, Hochzeiten, Todesfälle

Wie leben die Tschechen? Welche gesellschaftlichen Vorstellungen haben sie? Im zweiten Teil unserer neuen Serie fassen wir alles Wichtige dazu für Sie zusammen.

Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International

Die Geburt eines Kindes ist natürlich ein großes Ereignis. Väter sind auch hierzulande bei der Geburt oft anwesend, anders als zu sozialistischen Zeiten, als sie den Kreißsaal nicht betreten durften. Nach der Geburt muss das Neugeborene angemeldet werden. Das tschechische System sieht nicht vor, dass das Kind zwei Nachnamen tragen darf, wie es zum Beispiel in Spanien oder Portugal üblich ist. Im Vergleich zu anderen Ländern ist ungewöhnlich, dass ein Elternteil mit einem Kind bis zu vier Jahre in Elternzeit verbringt. Eine Abtreibung ist in Tschechien bis zur zwölften Schwangerschaftswoche erlaubt.

Für die tschechische Gesellschaft spielen Glauben und Religion nur eine geringe Rolle. Bei der Volkszählung 2011 bezeichneten sich 35 Prozent der Bevölkerung als konfessionslos, 45 Prozent gaben keine Religionszugehörigkeit an. Der niedrige Grad an Religiosität spiegelt sich in vielen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens wider, etwa in liberalen Ansichten zur Abtreibung und zu sexuellen Minderheiten, aber auch in der geringen Zahl an Taufen und dem hohen Anteil an Feuerbestattungen. In Prag werden zum Beispiel über 95 Prozent der Verstorbenen eingeäschert.

Foto: Stanislava Brádlová,  Tschechischer Rundfunk

Hochzeiten werden in Tschechien recht unterschiedlich gefeiert – je nachdem, in welcher Region sich die Paare vermählen. Die Trauung kann sowohl kirchlich als auch standesamtlich erfolgen. Braut und Bräutigam müssen bei der Eheschließung jedoch mindestens 18 Jahre alt sein. Zu den verbreitetsten Hochzeitsbräuchen gehören das Zerbrechen von Steingut und Porzellan, da Scherben bekanntlich Glück bringen sollen, sowie das Bewerfen des Brautpaares mit Reis direkt nach der Trauung. Daneben gibt es noch mehrere internationale Traditionen, wie zum Beispiel Junggesellenabschiede, das Werfen des Brautstraußes oder der erste gemeinsame Tanz der Frischvermählten.

Ein weitverbreiteter Aberglauben besagt: Paare, die im Mai heiraten, werden keine glückliche Ehe führen. Nach der Hochzeit nehmen die Frauen in der Regel den Nachnamen ihres Ehemannes an, ergänzt um das Suffix -ová. Früher ließ das tschechische Gesetz keine Ausnahmen zu. Heute ist das möglich. In der tschechischen Gesellschaft wird viel über die sogenannte Movierung diskutiert. Laut den Regeln der tschechischen Schriftsprache muss selbst bei der Nennung von Ausländerinnen in einem Text ein -ová an den Nachnamen gehängt werden. Tschechische Medien berichten daher für gewöhnlich über Angela Merkelová, Michelle Obamová oder Catherine Deneuvová.

Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International

Gleichgeschlechtliche Paare können seit 2006 eine eingetragene Lebenspartnerschaft begründen. Obwohl die Öffentlichkeit laut Umfragen auch die gleichgeschlechtliche Ehe befürwortet, ist das entsprechende Gesetz noch nicht vom Parlament verabschiedet worden. Die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare ist nicht erlaubt.

Die Scheidungsrate in der Tschechischen Republik ist relativ hoch: Laut Statistiken geht fast jede zweite Ehe in die Brüche (45 bis 50 Prozent).

Auf einen Todesfall folgt in der Regel innerhalb weniger Tage eine Beerdigung mit Zeremonie – gelegentlich mit einem anschließenden Traueressen. Die Gäste sind in Schwarz gekleidet und sprechen nach der Zeremonie den nächsten Angehörigen des Verstorbenen ihr Beileid aus. Die Beerdigungskosten sind recht hoch, am teuersten ist eine kirchliche Bestattung.

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