Klonen - ja oder nein?

Im Dezember hat die Raelianer-Sekte die Geburt eines angeblich zweiten Klonbabys verkündet. Die Mutter des Mädchens sei eine lesbische Frau aus den Niederlanden. Wo das Baby zur Welt gekommen sei, sagte der Vorsitzende der Raelianer-Sekte in den Niederlanden, Bart Overvliet, jedoch nicht. Diese Ankündigung rief bei den meisten Experten und Ärzten ablehnende Reaktionen hervor. Über dieses Thema sprach ich mit dem Dozenten Tonko Mardesic, dem Chefarzt des Arztzentrums Pronatal, das sich mit künstlicher Befruchtung beschäftigt.

Wie Dozent Mardesic sagt, dient das Klonen zwei völlig unterschiedlichen Zwecken:

"Das Klonen, über das jetzt so viel gesprochen wird, ist ein sog. reproduktives Klonen - mit dem Ziel, die identische Kopie eines Menschen zu erzeugen. Auf der anderen Seite steht das therapeutische Klonen. Dadurch werden Stammzellen gewonnen, die sich in beliebiges menschliches Gewebe entwickeln können. Dieses therapeutische Klonen kann in bereits sehr naher Zukunft das Antlitz der gesamten Medizin sehr verändern. Denn auf diese Art und Weise wird es möglich sein, eine Reihe von Krankheiten zu heilen oder viele beschädigte Organe wieder funktionsfähig zu machen."

Klonen ist also nicht gleich Klonen. Dem therapeutischen Klonen werden laut dem Dozenten Mardesic große Perspektiven beigemessen und ein Teil der medizinischen Forschung hat diesen Weg bereits eingeschlagen. Im Falle des reproduktiven Klonens neigt die Welt - bis auf ein paar Ausnahmen - dazu, es zu verbieten.

In der Tschechischen Republik existiert noch kein Gesetz, das das Klonen von Menschen verbietet. Ein Gesetzesentwurf wird jedoch vorbereitet. Das überhaupt erste völkerrechtlich verbindliche Abkommen über das Verbot des Klonens von Menschen stammt vom 12. Januar 1998. Damals hatten 19 der 40 Mitgliedsländer des Europarats ein Zusatzprotokoll zur Bioethik-Konvention unterzeichnet. Dieses Protokoll verbietet "jeden Eingriff, der darauf ausgerichtet ist, ein menschliches Lebewesen zu erzeugen, das mit einem anderen lebenden oder toten menschlichen Lebewesen genetisch identisch ist". Im Zusammenhang mit der Ankündigung der Geburt eines zweiten Klonbabys rief Europarat-Generalsekretär Walter Schwimmer alle Mitgliedstaaten dazu auf, der Bioethik-Konvention und dem Zusatzprotokoll beizutreten. Damit solle Europa eine "klonfreie Zone" werden. Er sei der Meinung, dass Europas Bürger bei Verstößen gegen die Bioethik-Konvention ebenso vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Beschwerde einlegen können wie es bereits bei Verletzungen der Europäischen Menschenrechtskonvention der Fall ist.

Was bringt trotzdem manche Wissenschaftler dazu, das Klonen von Menschen doch zu versuchen? Dozent Mardesic sagte mir dazu:

"Ich persönlich halte es von Seiten der Ärzte, die sich zum Klonen öffentlich bekennen, für eine Art Exhibitionismus. Sie wissen, dass es bereits Gerüchte gibt, nach denen sich die Raelianer durch diese Nachrichten nur sichtbarer machen wollen. Denn sie haben bislang keinen Beweis für das erfolgreiche Klonen von Menschen geliefert. Im Zusammenhang mit dem Klonen wird auch der Name des italianischen Arztes Antinori erwähnt, der ab und zu bekannt gibt, ihm sei das Klonen gelungen. Aber nicht einmal bei ihm gibt es Beweise dafür."

Das Klonen von Menschen bringt laut dem Dozenten Mardesic viele Risiken mit sich. Es wurde bereits versucht, verschiedene Tiere zu klonen, aber es bleibt nach wie vor eine Reihe von unbeantworteten Fragen und nicht geklärten Risiken. Deshalb bezeichnet er diese Versuche als reines Experimentieren am Menschen.

Wie Mardesic sagt, kennt die Natur das Klonen praktisch nicht. Die Entwicklung des Lebens auf der Erde ist nur deshalb möglich, weil sich die genetische Ausstattung ändert, sich adaptiert, sich den Lebensbedingungen anpasst. In dieser Hinsicht ist also die Erneuerung der Keimzellen durch die Kombinierung von mütterlichen und väterlichen Chromosome ganz wichtig. Klonen bezeichnet er dagegen als Erstarrung, denn es kommt zu keiner Erneuerung. Wenn also ein Klonbaby zur Welt käme, wüsste keiner, welche Risiken damit verbunden sind:

"Bei geklonten Tieren ist bekannt, dass sie abnormal groß geboren werden, und man weiss nicht, warum. Es wird auch von einer verfrühter Alterung von Zellen und Geweben bei solchen Tieren gesprochen. Und bei Menschen können die Risiken noch ganz anders ausfallen."

Es gibt auch in der Tschechischen Republik Labore, die sich mit der Problematik des therapeutischen - also nicht des reproduktiven - Klonens beschäftigen. Wie Dozent Mardesic wiederholt betonte, kann dieses medizinische Gebiet nicht außer Acht gelassen werden. Denn durch diese Forschung kann die Medizin ganz wesentlich verändert werden.

Trotzdem: besteht - wenn auch rein theoretisch - die Möglichkeit, dass Experten auch in Tschechien das Klonen von Menschen versuchen könnten? Dozent Tonko Mardesic lehnt diese Spekulation jedenfalls ab:

"Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, wer dies in Tschechien versuchen könnte. Sicherlich gibt es auch hier Ärzte, die das Klonen von Menschen durchführen könnten. Sie sind aber alle Experten von Weltformat. Und soviel ich weiss, vertreten sie alle eine ebenso ablehnende Haltung dazu wie ich"

Und damit geht das heutige Themenkaleidoskop zu Ende. Es verabschiedet sich Lucie Mouckova.

Autor: Lucie Mouckova
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