Koukalová und Moravec setzten tschechische Glanzpunkte bei Biathlon-WM

Laura Dahlmeier und Gabriela Koukalová (Foto: ČTK)

Die Biathlon-Weltmeisterschaften im österreichischen Hochfilzen waren die Festspiele der Laura Dahlmeier. Die Deutsche gewann fünf ihrer sechs Wettbewerbe. Nur den Titel im Sprint schnappte ihr Gabriela Koukalová vor der Nase weg. Und überhaupt: Auch die Biathletinnen und Biathleten aus Tschechien sorgten mit einmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze für viel Glanz. Im Schatten dieses Lichtes nahm die tschechische Sportgemeinde indes auch Abschied von einem großartigen ehemaligen Eishockeyspieler und -trainer.

Laura Dahlmeier und Gabriela Koukalová  (Foto: ČTK)
Zu Beginn der Frauenwettbewerbe bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Hochfilzen gab es eigentlich nur eine Biathletin, die der alle überragenden Laura Dahlmeier Paroli bieten konnte: die 27-jährige Gabriela Koukalová. Im Sprint schossen beide Kontrahentinnen fehlerfrei, doch die Tschechin war in der Loipe vier Sekunden schneller. Und in der Verfolgung verhinderte lediglich ein Missgeschick von Koukalová beim ersten Liegendschießen, dass sie und Dahlmeier den Titel im direkten Zweikampf unter sich ausmachten. Die Tschechin hatte die Kammer ihres Gewehres nicht richtig entsichert, und so klemmte zweimal der Auswurf der Patronenhülse, was sie Zeit und Nerven kostete. Mit drei Schießfehlern wurde Koukalová aber immer noch sehr gute Dritte. Die dritte Disziplin war dann das anstrengende Einzel. Dabei müssen die Biathletinnen über die lange Distanz von 15 Kilometer antreten und viermal an den Schießstand – je zweimal abwechselnd im Liegend- und im Stehendanschlag. Dort ist dann höchste Konzentration gefragt, denn jeder Fehlschuss bedeutet eine Strafminute. Obwohl Koukalová eine sehr gute Schützin ist, mag sie das Einzel nicht:

„Dieser Wettbewerb ist sicher der letzte, bei dem ich darauf setzen würde, dass ich eine Medaille gewinnen könnte. Dieses Rennen liegt mir überhaupt nicht. Von daher bin ich sehr froh, dass es mir gelungen ist.“

Mit einem fast perfekten Schießen, bei dem Koukalová nur einmal patzte, wurde es am Ende die Silbermedaille. Laura Dahlmeier leistete sich ebenfalls einen Schießfehler, war aber in der Loipe fast eine halbe Minute schneller. Gabriela bestätigte später, dass sie den Zweikampf mit Laura auf den Ski verloren habe:

„Heute habe ich hart kämpfen müssen. Was das Skilaufen betrifft, war es nicht mein Tag. Es fiel mir viel schwerer als bei den Rennen zuvor. Andererseits bin ich sehr zufrieden, dass ich nach dem einen Fehlschuss im ersten Schießen alle weiteren 15 Scheiben getroffen habe.“

Gabriela Koukalová: „Ich hege große Bewunderung für Laura, sie ist eine wirklich außergewöhnliche Persönlichkeit. Und sie gehört zweifellos zu den für mich beliebtesten Konkurrentinnen.“

Für den Titelgewinn holten beide Biathletinnen in der Loipe alles aus ihren Körpern heraus, sie kämpften bis zum Umfallen. Bei Laura Dahlmeier war die totale Erschöpfung dann auch zu sehen: Die frühlingshaften Temperaturen von bis zu 11 Grad hatten allen Starterinnen zusätzlich Schweiß gekostet, so dass Dahlmeiers Kreislauf anschließend kollabierte. Aber nicht nur vor dieser kämpferischen Leistung zog Koukalová den Hut. In einem Gespräch für das Tschechische Fernsehen bekannte die Tschechin, weshalb sie ihre Rivalin mehr als nur respektiere:

„Ich hege große Bewunderung für sie, sie ist eine wirklich außergewöhnliche Persönlichkeit. Und was die kameradschaftlichen Beziehungen anbelangt, so gehört sie zweifellos zu den für mich beliebtesten Konkurrentinnen. Ich schätze es zum Beispiel sehr, dass uns das freundschaftliche Miteinander weit mehr bedeutet als nur der Sieg oder unsere Top-Ergebnisse. Es sind eben gerade diese einmaligen Momente und Erinnerungen, die der Sport für uns mit sich bringt.“

Gabriela Koukalová und Veronika Vítková,   (Foto: ČTK)
Die Kameradschaft der beiden Konkurrentinnen zeigte sich dann wiederholt auch bei den Siegerehrungen. Bei einer Flower-Zeremonie hob Gabriela das WM-Maskottchen aus dem Schnee, das Laura aus den Händen entglitten war. Bei der Medaillenvergabe nach dem Verfolgungsrennen half wiederum die Deutsche der Tschechin beim Entkorken der Sektflasche. Beide Sportlerinnen haben den Frauenwettbewerben letztlich ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Viel hat nicht gefehlt, und beide hätten auch in der Staffel die Entscheidung um Gold oder Silber unter sich ausgemacht. Die tschechischen Damen hatten in diesem Wettkampf jedoch noch einen anderen Gegner, der ihnen im Weg stand, analysierte ihr Trainer Zdeněk Vítek:

„Bis zum heutigen Tag muss ich unsere Servicemänner loben. Sie haben unsere Ski immer ausgezeichnet präpariert. Das war an den Tagen, an denen in etwa immer die gleichen Schneeverhältnisse herrschten. Es war ein typischer Frühlingsschnee, der am Nachmittag weich, nass und damit schwer wird. Aber heute hat es geschneit, und die Ski der Staffelfrauen liefen nicht so gut. Dieser Nachteil hat leider verhindert, dass wir weiter vorn gelandet sind.“

So aber belegten die tschechischen Frauen in der Staffel nur den undankbaren vierten Platz. Mit dem musste sich Gabriela Koukalová zum Abschluss ebenso im Massenstartrennen begnügen.

Doch auch im Team der tschechischen Männer gab es Grund zum Jubel. Ondřej Moravec hat in Hochfilzen einmal mehr bewiesen, dass er sich für die großen Wettbewerbe auf den Punkt vorbereiten kann. In den bisherigen Weltcup-Rennen der laufenden Saison war der 32-Jährige nämlich kaum zu sehen und erreichte keinen einzigen Podestplatz. Bei der WM war er indes in Topform. Im Sprint und in der Verfolgung landete er jeweils auf dem fünften Platz und deutete an, dass mit ihm zu rechnen ist. Seine große Stunde schlug dann im Einzel: Moravec blieb beim Schießen neben zwei anderen Biathleten als einziger fehlerfrei, was ihn zunächst ganz nach oben hievte. Der Zweite aus diesem Trio war sein Landsmann Michal Krčmář, der am Ende hervorragender Sechster wurde. Der Dritte aber war der US-Amerikaner Lowell Bailey, der das Rennen seines Lebens lief. Er hatte eine höhere Startnummer als Moravec und war so stets über die Vorleistung seines Kontrahenten informiert. Mit diesem Vorteil im Rücken kam er schließlich drei Sekunden eher ins Ziel als der Tscheche. Moravec, der zuvor bei Olympia und Weltmeisterschaften schon Silber und Bronze gewonnen hat, war darüber zunächst etwas geknickt:

„Ich war so nah wie noch nie dran am Titelgewinn, doch leider sollte es nicht sein.“

Mit einem Tag Abstand aber sagte er:

Ondřej Moravec,   (Foto: ČTK)
„Gestern war ich im Ziel schon etwas enttäuscht. Oder um genau zu sein: Nach meinem Zieleinlauf war ich zunächst begeistert, dann kam die Anspannung des langen Wartens und schließlich der Dämpfer in letzter Minute. Jetzt aber muss ich sagen: Nach den beiden fünften Plätzen ist die Silbermedaille ein großer Erfolg, ich bin absolut zufrieden. Und in einer Woche bin ich vielleicht noch mehr zufrieden.“

Der Chef des tschechischen Biathlon-Verbandes, Jiří Hamza, fand ebenfalls nur lobende Worte für den Biathleten aus dem ostböhmischen Letohrad / Geiersberg:

„Ondřej hat sich die Medaille für seinen Fleiß verdient. Er weiß, was er zu tun hat, um sich in Form zu bringen. Deshalb Hut ab auch vor den Trainern und den Servicemännern. Ich danke allen dafür, dass wir jetzt so zufrieden sein können.“

Das kann der tschechische Biathlonsport in der Tat: Mit einmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze belegte er in der Medaillenwertung hinter Deutschland (7x Gold, 1x Silber) und Frankreich (1–2–4) den dritten Platz, noch vor anderen großen Biathlon-Nationen wie Russland, Norwegen oder Italien. Und Ondřej Moravec durfte ein weiteres Mal den erhabenen Moment einer Siegerehrung genießen.


Eishockey: Tschechiens Erfolgstrainer Augusta im Alter von 70 Jahren verstorben

Josef Augusta,   (Foto: ČTK)
Das tschechische Eishockey trauert um Josef Augusta. Der ehemalige Stürmer von Dukla Jihlava, Nationalspieler und Nationaltrainer verstarb am Donnerstag im Alter von 70 Jahren. Er erlag einem Krebsleiden.

Josef Augusta gehörte zur starken Generation der tschechoslowakischen Eishockeyspieler, die in den 1970er Jahren drei WM-Titel holte. Die Konkurrenz im eigenen Land sei damals größer gewesen als heute, deshalb sei er an keinem Titelgewinn direkt beteiligt gewesen, erklärte Augusta früher einmal. Mit der Auswahl der ČSSR gewann er 1976 olympisches Silber sowie dreimal Silber und einmal Bronze bei Weltmeisterschaften. In 100 Länderspielen erzielte er 24 Tore. Sein ehemaliger Teamkollege im Nationalteam, Torwart Jiří Holeček, hebt hervor, was Augusta als Spieler besonders auszeichnete:

„Er war ein Stürmer, der den defensiven Part übernahm und sehr gut nach hinten arbeitete. Damit hat er den Mitspielern ermöglicht, offensiver zu spielen, zu kombinieren und Tore zu schießen.“

Mit Dukla Jihlava wurde Augusta achtmal Landesmeister, in 552 Ligaspielen markierte er 168 Treffer. In seiner „zweiten Karriere“ stieg Augusta zu einem der erfolgreichsten Trainer der tschechischen Eishockey-Nationalmannschaft auf. Am triumphalen WM-Hattrick hatte er großen Anteil – 1999 als Co-Trainer und die beiden Jahre danach als Cheftrainer. Diese Ära krönte er 2001 mit dem Finalsieg der Tschechen gegen Finnland (3:2 n.V.) in Hannover. Sein Kapitän hieß damals Robert Reichel:

„Augusta war ein kluger Trainer. Er wusste sehr genau, wie stark seine Mannschaft ist und welche Rolle jeder Spieler übernehmen konnte. Er hat großes Vertrauen in uns Spieler gesetzt, und ich denke, das war einer der Schlüssel für den Erfolg.“

Auf Vereinsebene gewann Josef Augusta mit Jihlava / Iglau (1991) und Olomouc / Olmütz (1993) jeweils die nationale Meisterschaft. Zudem ist er Mitglied der Hall of Fame des tschechischen Eishockeys.

Autor: Lothar Martin
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