Krise im CT verdarb Zuschauern wie Fernsehschaffenden die Feiertage
Die Krise im Tschechischen Fernsehen (CT) hatte und hat ihre Auswirkungen nicht nur auf die Arbeit der Fernsehleitung und der Beschäftigten des Senders selbst, sondern vor allem auf die Qualität und Zuverlässigkeit der angekündigten Programme gegenüber den tatsächlich ausgestrahlten Programmen der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt. Lothar Martin hat einmal unter die Lupe genommen, was die hiesigen Fernsehzuschauer in den zurückliegenden Tagen durch den von ihnen per Gebühren bezahlten Sender zu sehen bekommen haben und was nicht.
Vielleicht werden sie sich schon gefragt haben, liebe Hörer, ob es in Tschechien derzeit kein anderes Thema als die Fernsehkrise gibt. Doch die Tatsache, dass ausgerechnet über die Feiertage zu Weihnachten und zum Jahreswechsel die Fernsehsendungen der beiden Programme oft nicht mit den vorangekündigten übereinstimmten, hat letztlich die Nation aufgebracht. Vor allem die täglichen Nachrichtensendungen, die die Mehrzahl der Zuschauer seit Tagen empfängt, geben Anlass zur Kritik.
Doch der Reihe nach. Nach der Inthronisierung des vom Fernsehrat des Senders ernannten neuen Generaldirektors Jiri Hodac am 20. Dezember erklärte der Krisenstab der Beschäftigten des Tschechischen Fernsehens, nicht mit der Wahl und vor allem der Vorgehensweise bei dieser Wahl einverstanden zu sein. Für das Verlesen einer entsprechenden Erklärung, derzufolge die große Mehrheit der Belegschaft Hodac nicht als ihren neuen Chef anerkennt, unterbrach der Sender seine abendliche Tages-Berichterstattung für zwei Minuten. Mit dem Weihnachtsfest aber nahm das tägliche Verwirrspiel um legalisierte, legitimierte und nichtlegale Sendungen seinen Lauf.
Direktor Hodac, außerstande Nachrichtensendungen mit ihm hörigen Angestellten im Fernsehgebäude zu produzieren, ließ dies in privaten TV-Anstalten vornehmen. Von dort speiste er eiligst, und aufgrund des Personalmangels nur sehr kurze und wenig informative Nachrichtensendungen in den Äther. Da die für die Ausstrahlung der produzierten Programme verantwortliche Sendeanstalt Ceske radiokomunikace Hodac als den rechtmäßigen Direktor anerkannte und sich darauf berief, laut des geltenden Fernsehvertrages nur auf dessen Weisung zu senden, erhielt die Mehrheit der tschechischen Bevölkerung die von Hodac und seinen Getreuen produzierten und per analoges Signal ausgestrahlten Nachrichtensendungen ins Haus. Wer Satellit und Kabelfernsehen im Lande besitzt, konnte wiederum auf die Berichterstattungen der rebellierenden Fernsehleute zurück greifen. Das waren rund 350.000 Haushalte in Tschechien.
So kam es nach den Feiertagen, dass Direktor Hodac beide Programme kurzerhand für den Zeitraum abschalten ließ, bis der Rat der Tschechischen Republik für Rundfunk- und Fernsehübertragungen entschieden habe, welches der beiden ausgestrahlten Nachrichtenprogramme das legale sei und welches nicht. Der hiesige Zuschauer guckte am Abend des 27. Dezember und fast den gesamten nachfolgenden Tag buchstäblich in die Röhre. Der Rat erachtete die von Hodac produzierten Sendungen als die rechtmäßigen, forderte ihn aber auf, bis zum 2. Januar einen normalen Sendebetrieb herzustellen.
Hodac, dem nur ein kleines Team von Fernsehleuten die Gefolgschaft leistet, sah sich jedoch dazu nicht imstande. Daher griff er zu einem letzten Mittel: am Silvestertag ließ er das Nachrichtengebäude durch einen privaten Wachdienst abschirmen, um den Personenverkehr zu kontrollieren. Den rebellierenden Journalisten war damit klar, falls sie den von ihnen besetzten Newsroom verlassen - und sei es nur zur Toilette - dann wird ihnen der Weg zurück verwehrt. Doch selbst diese "Kriegslist" ließ Hodac noch nicht ans Ziel kommen, da die seit 1. Januar streikenden Fernsehschaffenden mit allem Nötigsten, darunter auch mit mobilen WC-Einrichtungen, über die Fenster des Newsrooms von Sympathisanten versorgt werden. Daher scheint Hodac, zur lückenlosen Ausstrahlung beider CT-Programme aufgefordert, mittlerweile auch gänzlich überfordert zu sein. Statt des täglichen Frühstücksprogramms erscheinen seit Dienstag Nachrichten aus der Slowakei und Beiträge aus den Regionen auf dem Bildschirm. Wie uns die Sprecherin der Sendeanstalt Ceske radiokomunikace, Dagmar Franckova, am Mittwoch Vormittag bestätigte, handelt das Unternehmen bei der Ausstrahlung des Sendeprogramms ausschließlich auf Weisung von Direktor Hodac. Man wird sehen, wie lange noch.