Küche, Kino, Kinderbücher
Wie alle zwei Wochen ist es nun wieder so weit: Patrick Gschwend hat unseren Briefkasten geöffnet und wieder viel Post von Ihnen gefunden. Was diesmal so alles dabei, war hören Sie jetzt im Hörerforum.
Was gab es sonst noch in den letzten zwei Wochen? Wir haben zum Beispiel einen Brief von Hermann Heyne-Pietschmann aus Erfurt bekommen. Beim Lesen lief mir das Wasser im Mund zusammen, denn in Herrn Heyne-Pietschmanns Heimatstadt fand die Olympiade der Köche statt, an der auch die tschechische Koch-Nationalmannschaft sowie die tschechische Jugendkoch-Nationalmannschaft teilgenommen haben. Hier ein kleiner Auszug aus ihren Wettbewerbsbeiträgen:
„Vakuumgegarter Schweinebauch, Kartoffelknödel mit Rauchfleisch auf Zwiebelkonfit, Schweinsfiletbraten mit Pilzfarce in Röstbröseln und Steinpilzschaum, Kartoffelpüree mit Graupen, roter Beete und Kohlrübe.“
Das war der Hauptgang der tschechischen Köche. Und zum Dessert gab es Folgendes :
„Schokoladenröllchen mit Schaum aus grünem Tee, Mohn-Pflaumen-Kolatschen, Birnenragout mit Karamellsoße und Pflaumensorbet mit Anisduft.“
Die tschechischen Koch-Teams landeten zwar am Ende nur auf den hinteren Plätzen. Die Senioren auf Platz 19 und die Junioren auf Platz 10, aber ich finde, die Speisefolge hört sich trotzdem nach „lecker“ an. Sicher war die Konkurrenz sehr groß, und eine Bewertung vorzunehmen, ist bestimmt schwierig. Schließlich gilt die alte Weisheit „Über Geschmack lässt sich nicht streiten!“ ja auch – und gerade – beim Essen.
Gehen wir von der Küche ins Kino. Achim Kissel aus Duisburg hat uns nämlich diese Zeilen hier geschrieben:
„Einige Ihrer Beiträge in den vergangenen Wochen erinnerten an die Entstehung der Tschechoslowakei im Jahre 1918. Jahrhunderte lang lebten die Tschechen unter der Herrschaft der Habsburger Monarchie. Diese Monarchie wurde oft als Unterdrückung empfunden und war nicht zuletzt für die Katastrophe des Ersten Weltkriegs verantwortlich. Das Buch über den ‚braven Soldaten Švejk’ von Jaroslav Hašek bringt viel von der damaligen Stimmung zum Ausdruck. Eine Verfilmung des Buches mit dem Hauptdarsteller Heinz Rühmann habe ich kürzlich zum wiederholten Male gesehen. Gibt es eigentlich auch eine tschechische Verfilmung?“
Die Antwort, Herr Kissel, ist: Nein! Es gibt nicht nur eine tschechische Verfilmung. Es gibt gleich eine ganze Reihe davon. Bereits in den 20er Jahren enstanden einige Stummfilme über den braven Soldaten Švejk. Der erste Tonfilm über Švejk wurde in Tschechien 1931 produziert. 1955 und 1957 folgten zwei weitere Filme der Regisseure Jiri Trnka und Karel Stekly mit jeweils hochkarätiger Besetzung. Auch später wurde die Figur Švejks immer wieder in Filmen und Serien aufgegriffen. 1986 gab es zum Beispiel eine neunteilige Trickfilm-Serie.
Apropos Trickfilm: Anlässlich unserer Beiträge über den tschechischen Film „Ziegengeschichte“, der ausschließlich am Computer produziert wurde, schrieb uns Jürgen Kückelhaus aus Mettmann.
„Computer-Animationsfilme muss man mögen, ob sie nun aus amerikanischer Produktion stammen oder in tschechischen Studios herstellt wurden und eine Ziegengeschichte zum Inhalt haben. Mein Ding ist diese Art von Filmkunst nicht. Seit einiger Zeit gehört die komplette Pan Tau Serie zu meiner DVD-Sammlung. Das war noch Filmkunst. Ich denke, in der Adventszeit schaue ich mir die Folge mit dem Karpfen an.“
In der Tschechoslowakei wurden in der Tat einige außergewöhnlich hochwertige TV-Kinderserien produziert. Mich persönlich haben in meiner Kindheit besonders die tschechoslowakischen Serien „Létající Čestmír“ / Der fliegende Ferdinand und „Návštěvníci“ / Die Besucher begeistert. Die schaue ich mir auch heute noch gerne an. Übrigens: Für die animierten Sequenzen in Pan Tau war ein gewisser Stanilav Látal verantwortlich. Und um den Kreis zu schließen: Stanislav Látal war der Regisseur der Trickfilmserie über den braven Soldaten Švejk aus dem Jahr 1986.
Vom Film zur Literatur. Diesen Bogen will ich nun schlagen. Eigentlich ist der Bogen gar nicht so groß. Denn es handelt sich um Literatur für Kinder. Von der Geschichte, um die es geht hat die Augsburger Puppenkiste eine Serie produziert. Josef Kretschmann aus Ludwigsau-Reilos fragte uns deshalb:
„In einer deutschen TV-Quizsendung wurde neulich nach dem Ursprung des bekannten Kinderbuchräubers Hotzenplotz gefragt. Gibt es von Otfried Preußlers Buch auch eine tschechische Übersetzung?“
Dass Herr Kretschmann ausgerechnet uns diese Frage stellt, hat natürlich einen Grund. Vielleicht haben Sie das gar nicht gewusst, aber Otfried Preußler stammt aus Mährisch-Schlesien. Der Name Hotzenplotz ist nämlich keine Fiktion, sondern der Name eines kleinen Städtchens in Preußlers Heimat. Auf Tschechisch heißt es Osoblaha. Aber um die Frage zu beantworten: Die Bücher Preußlers wurden in über 50 Sprachen übersetzt. Einige von ihnen natürlich auch ins Tschechische, wie zum Beispiel das Märchen Krabat, das aus dem sorbischen Sagenkreis stammt und eher für Jugendliche und Erwachsene geschrieben wurde. Karel Zeman hat es übrigens 1977 unter dem Namen „Čarodějův učeň“ / Der Zauberlehrling für einen wunderbaren Zeichentrickfilm adaptiert. Überraschenderweise wurde aber eines der bekanntesten und weltweit erfolgreichsten Bücher von Otfried Preußler, der Räuber Hotzenplotz, bisher nicht ins Tschechische übersetzt. Auch nicht ins Slowakische. Wenn Sie nun berechtigterweise fragen, warum nicht, muss ich leider passen. Ich konnte nicht herausfinden, ob es damit zu tun hat, dass kein tschechischer Verlag, den Räuber Hotzenplotz herausgeben will, oder ob womöglich urheberrechtliche Hürden bestehen. Tut mir leid! Ich werde versuchen, zu gegebener Zeit mehr darüber zu erfahren.
Nun läuft uns allerdings die Zeit davon. Das Hörerforum ist schon wieder zu Ende. Einmal mehr Danke für ihre zahlreichen Zuschriften, die Sie auch weiterhin an die folgende Adresse schicken können: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Wenn Sie lieber eine Email schreiben möchten, können Sie das natürlich auch tun, und zwar an [email protected]. Machen Sie es gut und hoffentlich auf ein Wiederhören in zwei Wochen zu einer neuen Ausgabe des Hörerforums.