Lange Filmnacht statt Party - das 41. Karlsbader Filmfestival

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In Karlsbad findet das 41. Filmfestival statt. Und trotz größerer Besucherzahlen geht es sehr ruhig zu. Renate Zöller ist vor Ort.

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Die Stimmung dieses Jahr auf dem Filmfestival in Karlsbad ist gelassen, könnnte man sagen. Das mag auch an dem eher kühlen Wetter liegen, das hier herrscht - die Sonne kämpft sich nur mühsam durch. Das liegt aber sicher auch daran, dass die Cineasten offenbar auch einfach ein ruhiges Völkchen sind. Obwohl Karlsbad ja erklärtermassen das Festival für die jungen Leute, für Rucksacktouristen ist und das lässt dann jedes mal die kleine Kurstadt wie umgekrempelt erscheinen. Insgesamt aber geht es ungemein gesittet zu und es wird erstaunlich wenig Alkohol getrunken - oder zumindest wird das im Stadtbild nicht sichtbar.

Dieses Jahr mag der Kater von der großen vierzigsten Geburtstagsparty im vergangenen Jahr hinzukommen, als mit viel Pomp und Staraufgebot gefeiert wurde. Nun jedenfalls gab es weniger Publikum auf dem Platz vorm Festivalhotel Thermal wenn die Stars vorfahren. Bisher gab es da in den letzten Tagen tschechische Stars wie Anna Geislerova und Jiri Schmitzer zu begrüßen aber auch John Irving oder auch Regisseur Andy Garcia, der seinen Film Lost city vorstellte. Über Besuchermangel ingesamt kann das Festival aber keineswegs klagen, Die Veranstalter erklärten mit 11288 Akkreditierungen (davon etwa 550 Journalisten) am Donnerstagmorgen sei das Festival noch besser als im Vorjahr besucht. Das ist dann auch morgens nicht zu übersehen, wenn die Besucher versuchen die besten Kinokarten für den Tag zu ergattern und ab acht Uhr Schlange an den Kassen stehen. Aber es dreht sich eben vor allem um den Film und weniger um die Party drumherum.

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Der Kinoalltag eines Karlsbader Filmfans muss wohl organisiert sein. In 13 Saelen werden so gut wie rund um die Uhr Filme gezeigt. 384 Filme sind bis heute morgen schon vorgefuehrt worden. Wer eine Akkreditierung hat, kann sich Karten vorab kaufen, aber da muss man wie gesagt rechtzeitig aufstehen um sehen zu können, was man will. Damit die Aufteilung gerecht ist, kann man Tickets immer nur für einen Tag kaufen, also geht das Anstehen am nächsten Morgen wieder los. Einige Leute, mit denen ich hier gesprochen habe, finden es aber sogar ganz interessant, sich wegen des ständigen Kartenmangels auch mal in Filme anzusehen, in die sie ansonsten vielleicht nie gegangen wären.

Die Filme sind in verschiedene Kategorien unterteilt. Da kann jeder eine Vorauswahl treffen, was ihn interessiert. Spannend sind jedes Jahr wieder die Beiträge etwa im Forum of Independents oder in der Sektion Horizons, wo meistens Streifen jenseits vom Mainstream zu sehen sind, die es im Kino kaum zu sehen gibt. In diesem Jahr gibt es gleich mehrere Kategorien zur Ehrung von Filmschaffenden wie etwa Jan Nemec aber auch Martin Holly oder John Huston, der hier von seinem Sohn Danny Huston praesentiert wird.

Das eigentlich Entscheidende zumindest für die Filmschaffenden ist aber der Wettbewerb. Es gibt Wettbewerbe in drei Sektionen, in einer Hauptsektion und in den Sektionen Dokumentarfilm und "In den Osten vom Westen" (Na Vychod od zapadu). In der Hauptsektion geht für Tschechien Jan Hrebejk ins Rennen mit seinem neuen Film 'Kraska v nesnazich'. Aus Deutschland wird der Film "Winterreise" von Hans Steinbichler gezeigt, im Film spielen Josef Bierbichler und Sibel Kekilli, die im vergangenen Jahr schon in "Gegen die Wand" Sympathien hier in Karlsbad gesammelt hat. Beide Filme sind bei Zuschauern und auch Kritikern gut angekommen. Ob allerdings einer von ihnen Chancen auf den Kristallglobus hat, bleibt noch bis Samstagabend abzuwarten, da wird die Siegerehrung vorgenommen.

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