Lebensmittelindustrie vor dem EU-Beitritt
In der folgenden Ausgabe von "Eurodomino" klärt sie Dagmar Keberlova über einen der Kritikpunkte auf, den die Tschechische Republik vor ihrem EU-Beitritt noch zu beseitigen hat, nämlich über die hierzulande zum Teil noch mangelhaft eingehaltenen Hygienenormen in der Lebensmittelindustrie.
"Was die Lebensmittelbetriebe angeht, so muss ich sagen, dass der Bericht für die Tschechische Republik ziemlich günstig ist. Die Betriebe wissen, dass sie bis spätestens Ende dieses Jahres den Richtlinien der EU-Legislative entsprechen müssen. Und nur die, die bis Ende des Jahres die Genehmigung der staatlichen Veterinärverwaltung haben, dürfen auf dem Markt bleiben. Die anderen müssen ihre Tätigkeit einstellen."
Doch die Panik, die im Zusammenhang mit der Schließung einiger Betriebe in den tschechischen Medien verbreitet wird, ist unbegründet. Das Landwirtschaftsministerium sowie die Unternehmer in der Lebensmittelindustrie selbst schätzen, dass ca. jeder fünfte Betrieb schließen wird. Die genauen Angaben unterscheiden sich ein wenig, doch die Gesamtzahl könnte sich auf etwa 400 Fabriken belaufen. Ein Mangel auf dem tschechischen Markt werde dadurch keinesfalls entstehen, behauptet Josef Holejsovsky:
"Diese Situation droht überhaupt nicht. Meistens handelt es sich nur um kleinere Betriebe. Und die Kapazität jener Betriebe, die den Normen entsprechen werden, ist ausreichend hoch, so dass man dort all das bearbeiten kann, was produziert wird. Und man kann damit einen funktionierenden Markt gewährleisten, so dass es auch keinen Mangel an Lebensmitteln geben wird."
Ähnlich äußerte sich für Radio Prag auch Dana Markova, die Pressesprecherin des größten Milchproduzenten auf dem tschechischen Markt, die Firma Madeta, die zu den gut vorbereiteten gehört:
"Wir haben anhand der Kommentare in den Medien so ein bisschen den Eindruck, dass die Panik wegen der Schließung von Milchbetrieben im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt grundlos verbreitet wird. Betriebe, die die Bedingungen nicht erfüllen, würden früher oder später sowieso ihre Tätigkeit beenden müssen, denn sie könnten der Konkurrenz sowieso nicht standhalten. Wahr ist, dass viele Nahrungsmittelhersteller mit den EU-Vorbereitungen sehr spät angefangen haben. Einiges haben auch die Veterinäre versäumt, denn einige Richtlinien werden erst jetzt im letzten Moment festgelegt."
In der Milchproduktion würde der EU-Beitritt bestimmt keine kritische Situation auslösen, denn an die 30 Milchfabriken hätten bereits die Erlaubnis erhalten, in die EU-Länder exportieren zu können. Weitere 30 Betriebe sollten dies bis zum Ende des Jahres schaffen. Dann blieben noch 10 bis 15, die vermutlich Schwierigkeiten haben werden, so die Pressesprecherin von Madeta. Einige hätten allerdings schon um Übergangsfristen angesucht. Schließen werden nur die wenigsten. Die Bedingungen seien wirklich hart, sagt Pressesprecherin Markova. Wer erst vor zwei oder drei Jahren begonnen hat, für den kann es jetzt Schwierigkeiten geben. Madeta aber ist nicht nur die größte Firma auf dem tschechischen Markt, sondern hat auch rechtzeitig begonnen, sich auf die strengeren EU-Normen einzustellen - und das hat sich ausgezahlt. Mehr dazu von Pressesprecherin Markova:
"Auf den EU-Beitritt bereiten wir uns seit sechs bzw. sieben Jahren vor, wobei wir jedes Jahr in diesem Bereich 20 bis 30 Millionen Kronen investiert haben. In diesem Jahr hat uns die Beendigung der verschiedenen technologischen und baulichen Arbeiten an die 60 Millionen gekostet. Wir haben alle diese Sachen rechtzeitig gelöst und dies in allen acht unserer Betriebe. Also machen wir uns keine Sorgen, dass Madeta die Beitrittsbedingungen nicht erfüllen sollte. Abgesehen davon sind wir seit einigen Jahren im Besitz der Berechtigung, in die EU-Länder exportieren zu dürfen. Wir kennen die Bedingungen sehr gut und halten sie heute schon ein."
Wie kommt es, dass Madeta so gut vorgesorgt hat?
"Unsere Firma beschäftigt sich mit dem Export schon seit Jahren und wir wollten die Beteiligung am Markt nicht verlieren. Daher mussten wir früher beginnen, damit es zu keiner Unterbrechung des Exports kommt. Bei uns macht der Export ca. 25 % des gesamten Umsatzes der Firma aus und daher ist er für uns äußerst wichtig."
Der Export gehe nicht nur in die EU - hier unter anderem auch nach Deutschland und Frankreich, sondern in die ganze Welt. So ist Madeta in den USA, in Afrika oder auch im ehemaligen Jugoslawien vertreten. In welche Bereiche so viel Geld investiert wurde, dazu erklärt Pressesprecherin Markova:
"Zunächst haben wir in hygienische und sanitäre Maßnahmen investiert, die in den Betrieben geregelt werden mussten. Danach in die Produktionsorte sowie in die soziale Ausstattung für die Angestellten. Des Weiteren handelte es sich um eine Trockenanlage in einem unserer Betriebe in Jindrichuv Hradec, die wir komplett neu gebaut haben. Damit wollten wir vor allem die ökologischen Bedingungen der Produktion einhalten und die Emissionen einschränken."
Von solchen Investitionen hätte es in den vergangenen Jahren viele gegeben, führt Pressesprecherin Markova weiter aus. Die hohen Geldsummen, die investiert wurden, werden durch den Umfang der Investitionen belegt.
Folgende Hinweise bringen Ihnen noch mehr Informationen über den Integrationsprozess Tschechiens in die Europäische Union:
www.integrace.cz - Integrace - Zeitschrift für europäische Studien und den Osterweiterungsprozess der Europäischen Union
www.euroskop.cz
www.evropska-unie.cz/eng/
www.euractiv.com - EU News, Policy Positions and EU Actors online
www.auswaertiges-amt.de - Auswärtiges Amt