Leichtathletik-WM: Tschechien so erfolgreich wie nie seit der Wende
Die letzten drei Wettkampftage waren entscheidend: Zweimal Gold gab es da für tschechische Leichtathleten bei der Weltmeisterschaft im japanischen Osaka.
Dies sagte Speerwerferin Barbora Spotakova zu ihrer Goldmedaille. Und Zehnkämpfer Roman Sebrle bemerkte zu seiner Goldmedaille:
"Das Glück, das man braucht, hat mich angelächelt. Und nun bin ich glücklich."
Es waren emotionale Momente für beide tschechischen Leichtathleten bei der Weltmeisterschaft in Osaka. Barbora Spotakova hatte in ihrem Wettkampf am Freitag zweimal den tschechischen Speerwurfrekord verbessert, bis er bei 67,07 Metern lag. Aber vor allem gewann sie ihren ersten großen Titel überhaupt. Das Nachsehen hatte die halbwegs entnervte Haupttitelfavoritin Christina Obergföll aus Deutschland. Sie musste sich mit Rang zwei begnügen. Barbora Spotakova dankte danach auch einem ihrer Speerwurf-Vorbilder:
"Als erster ist mir heute Jan Zelezny eingefallen. Er hat zuletzt mit mir eine Trainingseinheit zur Wurftechnik absolviert. Das hat wohl gewirkt, und da wird auch er sicher Freude daran haben."
Die 26-Jährige Spotakova wird jetzt bereits als Nachfolgerin von Dana Zatopkova gehandelt. Die tschechoslowakische Speerwurf-Legende Zatopkova hatte in den 50ern dreimal den Weltmeistertitel geholt.
Zehnkämpfer Roman Sebrle ist bereits eine Legende. Dem Weltrekordhalter mit der Traummarke von 9026 Punkten und Europameister fehlte in seiner Sammlung nur noch der Weltmeistertitel. Für diesen musste der König der Athleten aber kämpfen wie ein Löwe. Erst in der vorletzten Disziplin, dem Speerwurf, löste er den bis dahin führenden Jamaikaner Maurice Smith an der Spitze ab. Heraus kamen 8676 Punkte insgesamt und der knappste Vorsprung in der WM-Geschichte - 32 Punkte - aber eben auch die ersehnte Goldmedaille. Und das nahm Sebrle hoch zufrieden zur Kenntnis:"Als ich meine Karriere begann und meine erste Medaille gewann, habe ich mir gesagt, dass es fantastisch wäre, fünfmal Gold zu holen und den Weltrekord zu erzielen. Das war mein Lebensziel; mein Lebenswerk ist nun also erfüllt, kann man sagen."
Und das mit nur 32 Jahren - wie viele können das von sich behaupten. Doch der Erfolgshunger ist Roman Sebrle damit nicht abhanden gekommen. In Peking will er im kommenden Jahr gerne Olympia-Gold verteidigen.
Mit Freude dürfte dies auch der tschechische Leichtathletik-Nationaltrainer Vaclav Fiser vernehmen. Denn das Team, das er betreut, ist gerade mitten im Generationenwechsel. Wenn die älteren Athleten noch nicht aufs Altersteil spekulieren, die neuen aber schon Erfolge einfahren, bedeutet dies einen sanften Übergang - und manchmal sogar großen Erfolg wie in Osaka. Mit zweimal Gold sowie Silber im Stabhochsprung der Frauen durch Katerina Badurova hat das tschechische Team sein historisch bestes Ergebnis seit der Trennung vom slowakischen Verband erzielt. In der inoffiziellen Nationenwertung kam es auf einen sensationellen sechsten Rang unmittelbar hinter Deutschland.